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Jetzt läuft: Johannes Brahms - Symphonie Nr. 4 e-Moll, op. 98

Die Zeit und die Ewigkeit und Thomaskantorsuche in Leipzig

Die Zeit und die Ewigkeit – aus christlicher Sicht musikalisch betrachtet im ersten Teil der Vesper. Der zweite Teil der Vesper stellt Christoph Graupner als zweiten Leipziger Kandidaten für das Thomaskantorat vor.

Viele Engel (Rainer M. Osinger)

Vesper I

Jetzt ist die Zeit

17:04 - 17:45 Uhr

"Jetzt ist die Zeit"- unter diesem Motto findet gerade der Deutsche Evangelische Kirchentag in Nürnberg statt.
Der Evangelist Markus weist dabei auf das Reich Gottes, das nun nahe sei, hin. Worte, die auf dem Kirchentag als Aufbruchssignal zur Abkehr von zukunftsgefährdenden Lebensweisen und Verhaltensmustern verstanden werden.

Ein Grund für uns, heute im ersten Teil der Vesper dieses Motto aus musikalischer Sicht zu beleuchten. Das Leben ist Zeit des Lernens, der Arbeit, der Erfahrung und das Leben ist Zeit der Gnaden – so bittet ein isländisches Volkslied Gott um diese Zeiten sinnvoll ausfüllen zu können. Georg Friedrich Händel lässt in seinem Oratorium "Der Triumph der Zeit und der Erkenntnis" die personifizierte Zeit der "Schönheit" die "schrecklichen Gerippe, die mein Zahn zurückgelassen hat" vorführen. Das Pendant zur Zeit ist die Ewigkeit. Der in der Zeitlichkeit verhaftete Mensch sehnt sich nach ihr. "O Ewigkeit! Wie lang bist Du?" fragt sich schaudernd der deutsche Komponist Nikolaus Hasse. Aber die uralte Weisheit vom Zeitmaß aller Dinge beschäftigt seit Jahrtausenden die Menschheit "Ein jegliches hat seine Zeit" – so betrachtet schon König Salomo den Sinn menschlicher Existenz. Eine Bibelstelle, die vielfach vertont wurde. Wir haben eine Motette aus dem Jahr 1937 des Berliner Komponisten Ernst Pepping ausgesucht.

Von: Dorothee Prasser

Jetzt ist die Zeit

WDR 3 Vesper 10.06.2023 40:39 Min. Verfügbar bis 10.06.2024 WDR 3


Die Musikstücke zur Sendung

17:04 - 17:45 Uhr
Komponist:inTitel / LängeInterpret:in
Nikolaus HasseVon der Ewigkeit für Bass und Basso continuo
(1'34'')
 Gotthold Schwarz, Bass
Siegfried Pank, Viola da gamba
Hans Christoph Becker-Foss, Orgelpositiv
Johann Sebastian BachO Ewigkeit, du Donnerwort, BWV 513
(1'37'')
Jan Depreter, Gitarre
Georg Friedrich HändelUrne voi, che racchiudete tante belle: apritevi
Arie der Zeit (Il Tempo)
aus: Il trionfo del tempo e del disinganno , HWV 46a
(3'25'')
Pavol Breslik, Tenor
Le Concert d'Astrée
Leitung: Emmanuelle Haim
Atli Heimir SveinssonLærdómstími ævin er
Das Leben ist Zeit des Lernens.
Isländisches Lied
(4'05'')
 Margrét Bóasdóttir, Sopran
Björn Steinar Sólbergsson, Orgel
Ernst PeppingEin jegliches hat seine Zeit.
Motette
(17'43'')
Berliner Vokalensemble
Leitung: Bernd Stegmann
Johann Michael BachAch, wie sehnlich wart ich der Zeit
Aria
(4'17'')
Jonathan Freeman-Attwood, Trompete
Daniel-Ben Pienaar, Klavier
Thomaskirche  und Schule Leipzig Stadtmauer mit Thomaspförtchen

Vesper II

Leipzig sucht den Thomaskantor: Graupner, der "Zweitbeste"

18:04 - 19:00

Am 5. Juni 1722 starb in Leipzig der Thomaskantor Johann Kuhnau. Es musste ein Nachfolger gefunden werden als Musiklehrer an der Thomasschule und städtischer Musikdirektor. Die Leipziger Stadtväter als Herren des Verfahrens hatten bald eine ansehnliche Kandidatenliste beisammen. Trotzdem sollte es fast ein Jahr dauern, bis am 30. Mai 1723 Johann Sebastian Bach mit der Aufführung seiner Kantate "Die Elenden sollen essen" als neuer Thomaskantor debütierte. 300 Jahre später stellen wir in mehreren Vesper-Sendungen die wichtigsten seiner Mitbewerber um dieses traditionsreiche und renommierte Kantorenamt vor. Nachdem sich der Wunschkandidat Georg Philipp Telemann gegen Leipzig und für Hamburg entschieden hatte, einigten sich die Ratsherren auf den Darmstädter Hofkapellmeister Christoph Graupner als neuen Favoriten. Der einstige Stipendiat der Leipziger Thomasschule war von den Kantoren Johann Schelle und Johann Kuhnau zum Musiker ausgebildet worden und dann an die Hamburger Gänsemarkt-Oper gegangen, wo er vom Cembalisten zu einem der Hauskomponisten aufstieg. Seine Verpflichtung nach Darmstadt machte ihn 1709 zu einem der produktivsten Schöpfer geistlicher Kantaten ‒ eine der wichtigsten Qualifikationen für Leipzig. Die Sendung zeigt den vielseitig versierten Musiker unter anderem mit einer der Bewerbungskantaten, die er dort Anfang 1723 in der Thomaskirche aufführte.

Von Bernd Heyder

Leipzig sucht den Thomaskantor: Graupner, der "Zweitbeste"

WDR 3 Vesper 10.06.2023 55:01 Min. Verfügbar bis 10.06.2024 WDR 3


Die Musikstücke zur Sendung

18:04 - 19:00
Komponist:inWerk / LängeInterpret:in
Christoph GraupnerOuverture
aus: Ouvertürensuite e-Moll, GWV 442
(5'51'')
Harmonie Universelle
Leitung: Florian Deuter, Violine
Christoph GraupnerRezitativ und Arie des Demetrius
aus: "ntiochus und Stratonica",GWV 1002
(2'54'')
Sunhae Im, Sopran
Sherezade Panthaki, Sopran
Aaron Sheehan, Tenor
Boston Early Music Festival Orchestra
Leitung: Paul O’Dette
Christoph GraupnerJunius, GWV 114 (Ausschnitt)
aus: Monatliche Clavier-Früchte
(4'53'')
Geneviève Soly, Cembalo
Christoph GraupnerLobet den Herrn, alle Heiden.
Kantate zum 2. Sonntag nach Epiphanias
GWV 1113/23b
(19'53'')
Ælbgut
Capella Jenensis
Christoph GraupnerKonzert B-Dur, GWV 343
(10'28'')
Bell’Arte Salzburg
Leitung und Viola d'amore: Annegret Siedel