- Sendehinweis: Vesper | 13. Mai 2023, 17.04 - 19.00 Uhr | WDR3

Vesper I
Ego amo te. Geistliche Liebeserklärungen
17:04 - 17:45 Uhr
"O Gott, ich liebe dich, denn du hast mich vorher geliebt". Mit diesen Worten eröffnet der Prager Barockkomponist Jan Josef Ignác Brentner eines seiner geistlichen Konzerte. Mit großer Wärme und sehr persönlich wendet es sich direkt an Gott. Die Anregung zu solchen expressiven Werken bekam Brentner vor allem von seinen italienischen Kollegen. Sie sorgten in der Zeit des Barock mit ihren expressiven Werken in ganz Europa für Aufsehen. Mit Vorliebe vertonten sie Texte und Gebete, die die emotionsgeladene und bildreiche Sprache des Hoheliedes aufgriffen oder dieses poetischste Buch der Bibel sogar wörtlich zitierten. Schon der Renaissance-Meister Giovanni Pierluigi da Palestrina schrieb einen Zyklus von Hohelied-Motetten. Ein weltliches Madrigalen von Palestrina nahm im frühen 17. Jahrhundert der Kapellmeister an der Kathedrale in Pavia, Benedetto Reggio, zur musikalischen Grundlage für seine innige Motette "Ostende mihi faciem tuam". Auch sie vertont einen Text aus dem Hohelied. Der venezianischen Markuskapellmeister Natale Monferrato fragt in seinem Solokonzert "Sic ergo Jesu", wie das Leben eines Gläubigen wohl ohne seinen geliebten Jesus ausgesehen hätte, und er liefert auch gleich die Antwort: Es wäre voller Klagen, Leid und Tod.
Von Helga Heyder-Späth
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Titel / Länge | Interpret:in |
---|---|---|
Jan Josef Ignác Brentne | O Deus, ego amo te Geistliches Konzert (6'59'') | Hana Blazíková, Sopran Collegium Marianum Leitung: Jana Semerádová |
Jacques Arcadelt | O pulcherrima mulierum Motette (2'31'') | Choeur de Chambre de Namur Leitung: Leonardo Garcia Alarcón |
Benedetto Reggio | Ostende mihi faciem tuam. Geistliches Konzert (4'10'') | Georg Poplutz, Tenor Johann Rosenmüller Ensemble |
Giovanni Pierluigi da Palestrina | Pulchra es amica mea Diminution (5'08'') | Ensemble Daimonion |
Natale Monferrato | Sic ergo Jesu Solomotette (6'00'') | Paulin Bündgen, Countertenor Ensemble Céladon |
Giovanni Gabrieli | Dulcis Jesu patris imago. Sonata con voce (6'46'') | Etienne Debaissieux, Bass Thibaut Lenaerts, Tenor Els Janssens, Mezzosopran Danièle Bodson, Sopran Ensemble La Fenice Choeur de chambre de Namur Leitung: Jean Tubery |
Vesper II
Glockenspielereien
18:04 - 19:00

Als "wildes und unordentliches Geklängel" wird in einem alten Lexikon der Klang des Glockenspiels beschrieben. Dennoch bleiben bis heute Menschen fasziniert stehen, wenn aus einem Turm kunstvolle Musik erklingt.
Zur "Erholung der Bewohner und Besucher" spielten die Glockenspieler bekannte Melodien und Werke, die für ihr schweres Instrument geeignet waren. Umgekehrt waren Komponisten der Barockzeit beeindruckt von dem Glockengeläut und haben es in ihre Werke aufgenommen. Jan van Eyck war Blockflötist und Glockenspieler, sodass seine Werke gern auf beiden Instrumenten aufgeführt werden, manchmal sogar im Wechselspiel. Glockenklänge haben den Cembalisten Couperin ebenso inspiriert wie den französischen Geiger Luc Marchand. Die 2. Vesperstunde spannt den Bogen von den Zauberglöckchen aus Mozarts ‚Zauberflöte‘ bis hin zu den Totenglocken einer Kantate Kuhnaus. Eingerahmt wird alles
Von Judith Nüsser
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Werk / Länge | Interpret:in |
---|---|---|
Jacob van Eyck | Psalm 103 für Carillon (5'24'') | unbekannter Interpret, Glockenspiel |
François Couperin | Le carillon de cithère für Cembalo (5'20'') | Pierre Hantai, Cembalo |
Jacob van Eyck | Fantasia en echo für Blockflöte und Glockenspiel (2'19'') | unbekannte Interpreten |
Wolfgang Amadeus Mozart | Ausschnitt (Glockenspiel) aus: Die Zauberflöte, KV 620 Singspiel in 2 Aufzügen | Akademie für Alte Musik Berlin Leitung: René Jacobs |
Luc Marchand | Suite a-Moll, op. 1,1 für Violine und Cembalo (12'30'') | Johannes Pramsohler, Violine Philippe Grisvard, Cembalo |
Johann Kuhnau | "Wie lieblich klingt ihr Sterbe-Glocken" aus: Ich habe Lust abzuschneiden für Soli, Chor, Fagott, Streicher und Basso continuo (4'04'') | Opella Musica Camerata Lipsiensis |
Pietro Antonio Locatelli | Sonate d-Moll, op. 6,12 für Violine und Basso continuo - für Carillon (11'55'') | Arie Abbenes, Carillon |