It's Britney, Bitch! Popikonen hinter Notengittern

Zwischen Disco und Death Metal, Fandom und Dekonstruktion: Dirk Wieschollek trifft Michael Jackson, Britney Spears, Klaus Nomi, Cannibal Corpse und Lady Gaga in Kompositionen von John Oswald, Sergej Maingardt, Olga Neuwirth, Bernhard Gander und Max Marcoll. 

Der Zugriff auf ästhetische Phänomene und konkrete musikalische Vorlagen aus Pop, Rock, Hip Hop und Techno ist bei der jüngeren Komponistengeneration inzwischen so selbstverständlich wie vielfältig und macht vor den Ikonen des Business nicht halt.

Bei Sergej Maingardt gleichen nicht nur die Besetzungen häufig typischen Rock-Formationen, in "It’s Britney, bitch!" hat er Songs von Britney Spears in den strukturellen Häcksler geworfen, um etwas komplett Neues daraus zu machen. John Oswald hat sich eine andere Pop-Ikone auserkoren: für "DAB“ hat er per Sampler Michael Jacksons Megaseller "Bad" auseinander gepflückt. Ein ausgewiesener Metal-Fan ist der österreichische Komponist Bernhard Gander: Die Gitarrenriffs und komplexen Rhythmen des Death Metal durchdringen seine Musik elementar. In "Take Death" für 20 Instrumente und DJ hat er Song-Material der legendären Cannibal Corpse verarbeitet. The Residents haben in ganzen Alben das Liedgut Elvis Presleys verhackstückt, legendär aber ist ihre beängstigende Deutung des Stones-Klassikers "I can’t get no satisfaction". Olga Neuwirth gehörte zu den ersten Komponistinnen, die Musik aus den unterschiedlichsten kulturellen Sphären gewinnbringend transformierte. Mit ihrer "Hommage à Klaus Nomi" hat sie dem androgynen Countertenor, der im New York der frühen 1980er-Jahre zur Kultfigur wurde, ein Denkmal gesetzt: Musik über Musik über Musik.

John Oswald
DAB (1989)

Sergej Maingardt
It´s Britney, Bitch! (2014)

Maximilian Marcoll
Our Daily Bread I (2020)

Klaus Nomi
Total Eclipse

Olga Neuwirth
Hommage à Klaus Nomi: The Cold Song

Bernhard Gander
Take Death für 20 Instrumente und DJ (2013)

The Residents
Baby King

Moderation: Dirk Wieschollek
Redaktion: Patrick Hahn