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Beitragsbild WDR3 Kulturfeature Im Spiegel der Nostalgie

Im Spiegel der Nostalgie - Die russischen Jünger des Andrej Tarkowski

Sie treffen sich einmal im Jahr: kämpferische Frauen, ein paar alte Kameraleute und junge Cineasten mit Tarkowski-Haarschnitt. Sie sehen – einmal mehr – "Stalker“ oder "Solaris“; suchen und finden Bezüge zum Leben im heutigen Russland.

Von Mario Bandi

Am 4. April dieses Jahres wäre der russische Regisseur Andrej Tarkowski 90 Jahre alt geworden. Ganze sieben abendfüllende Filme konnte er drehen, zwei davon in der Emigration, bevor er nur 54-jährig in Frankreich starb. Seine Werke stehen auf den Bestenlisten der internationalen Filmgeschichte. Trotz werden sie nach dem russischen Angriff auf die Ukraine von einigen Festivals boykottiert

Die Filme von Andrej Tarkowski sind geprägt von einem poetischen, traum-ähnlichen Stil. Zur Zeit der Sowjetunion ein Affront gegen den strikten Realismusbegriff der Kulturapparatschiks. Nahezu jede Uraufführung nach dem ersten Welterfolg, „Iwans Kindheit“, war von Verboten und Zensur begleitet. Einmal erzählte Tarkowski dem Premierenpublikum vor der dunklen Leinwand seinen Film "Der Spiegel“ – weil die Partei in letzter Sekunde "nein“ gesagt hatte. Auch die Entstehung der Filme war von Katastrophen begleitet. "Stalker“ zum Beispiel musste ein zweites Mal gedreht werden. Das Material der ersten Fassung hatte sich buchstäblich aufgelöst.

Jede Menge Stoff also für Anekdoten und Verklärungen, zumal eine akademische Tarkowski-Forschung in Russland noch heute kaum betrieben wird. Dafür existieren widerstreitende Fan-Gemeinden, die ihrem, selbstverständlich einzig wahren, Tarkowski-Bild zum Durchbruch verhelfen wollen. Im Tarkowski-Museum in Jurjewetz und im benachbarten winzigen Kurort Pljoss, wo alljährlich Filmfestspiele stattfinden, treffen sie einmal im Jahr aufeinander.

Im Spiegel der Nostalgie - Die russischen Jünger des Andrej Tark

WDR 3 Kulturfeature 02.04.2022 54:02 Min. Verfügbar bis 01.04.2099 WDR 3 Von Mario Bandi


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Ausstrahlung am Samstag, 2. April 2022, 12.04 – 13.00 Uhr
Wiederholung am Sonntag, 3. April 2022, 15.04 – 16.00 Uhr
Von: Mario Bandi
Redaktion: Thomas Nachtigall
Produktion: DLF/SWR/WDR 2016