Porträt der Ethnographin und Autorin Heike Behrend 2021

Die Äffin bin ich - Die Ethnographin Heike Behrend

Anhand von Filmaufnahmen aus 50 Jahren Feldforschung wendet Heike Behrend, Deutschlands bekannteste Afrikaforscherin, den Blick: Diejenigen, die sonst beobachtet und analysiert werden, schauen jetzt auf sie.

Von Manuel Gogos

Die Ethnologie begann als Hilfswissenschaft des Kolonialismus. In der Autobiografie "Menschwerdung eines Affen“ legt Heike Behrend Forschungsprozesse offen, die lange verschleiert blieben: Auch ethnologisches Wissen wurde geraubt. Gründungsväter der Ethnologie meinten, ihre Forschungsobjekte besser zu verstehen als die Beforschten selbst. So verglichen sie die Afrikanerinnen und Afrikaner mit Affen oder unterstellten ihnen Kannibalismus. Behrend dreht den Blick der kolonialen Wissenschaft um: Sie beschreibt ihre eigenen Fehlleistungen. Wie sie etwa in den Tugenbergen Kenias auf Audienzen warten muss, und die Ältesten des Dorfes sie darüber belehren, welche Fragen sich nicht gehören. Wie die Ethnografierten nun die Ethnografin ethnografieren. Und wie die Forscherin, die sich nicht richtig zu benehmen wusste, nun ihrerseits "Äffin“ genannt wurde. Was allerdings auch liebevoll gemeint sein kann.

Ausstrahlung am 23. April 2022 um 12.04 Uhr
Wiederholung am 24. April 2022 um 15.04 Uhr

Von: Manuel Gogos
Redaktion WDR: Johanna Tirnthal
Produktion: DLF 2021