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Kroatsiches Dorf Rudina auf der Insel Hvar an der Adria

Jenseits von Gut und Böse - Ein kroatisches Dorf als Flickenteppich der Identitäten

Stand: 06.08.2021, 11:03 Uhr

Rudina, ein kleines Dorf auf einer kroatischen Ferieninsel, weitab vom Rummel, wirkt beinahe unberührt. Doch die Geschichten seiner Bewohner spiegeln beispielhaft die Erschütterungen der Entstehung und des Zerfalls Jugoslawiens wider.

Von Barbara Kenneweg

Jenseits von Gut und Böse - Ein kroatisches Dorf als Flickenteppich der Identitäten

WDR 3 Kulturfeature 21.08.2021 53:42 Min. Verfügbar bis 20.08.2099 WDR 3 Von Barbara Kenneweg


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Einwohner des kroatsichns Dorfs Rudina auf der Insel Hvar an der Adria

Einwohner des kroatischen Dorfs Rudina

Mehr als zwei Jahrhunderte lang gab es im Dorf nur zwei Familienclans und zwei Nachnamen.  Titos Jugoslawien würfelte die Einwohnerschaft neu zusammen – der Krieg, der ihm vor drei Jahrzehnten ein Ende setzte, tat es ein zweites Mal. Seine Schrecken sind nicht vergessen. Und doch: Rudina ist heute ein gewagtes Patchwork verschiedener Identitäten. Von seinen knapp fünfzig Einwohnern sind nur fünf hier geboren. Der Musiker Sinischa, Sohn eines Ingenieurs und einer Bankmanagerin, beide bosnische Serben, lebte viele Jahre in Sarajevo. Seine Eltern kauften in Rudina ein Haus, als er acht war. Bei Kriegsausbruch sah der Vater ein Blutbad voraus und schickte den Neunzehnjährigen gegen seinen Willen in die USA. Sein gleichalter kroatischer Kinderfreund Josip, der als Sohn eines Bauarbeiters in Rudina gelandet war, meldete sich hingegen gleich nach seinem Schulabschluss freiwillig an die Front im Kampf gegen die Serben. Dreißig Jahre ist das her.

Heute trinken in Rudina nationalistische Kriegsveteranen mit Pazifisten ihren Wein, katholische Traditionalisten bilden mit Tito-Kommunisten eine Gesangsgruppe. Die Mischung scheint beinahe unmöglich. Aber sie funktioniert.

Ausstrahlung am 21.08.2021 um 12.04 Uhr
Wiederholung am 22.08.2021 um 15.04 Uhr

Von Barbara Kenneweg
Regie: Barbara Kenneweg
Redaktion: Thomas Nachtigall
Produktion: WDR/ DLF 2021