
Europa zu Gast: Per Erik Veng (Dänemark)
Stand: 19.07.2023, 12:18 Uhr
Für Per Erik Veng ist die dänische Musikgeschichte voll von deutschen Bezügen. Es gab sogar Deutsche, denen Dänemark identitätsstiftende Werke verdankt. In seinem Klassik Forum hat Veng im Gespräch mit Susanne Ockelmann aber auch eine neue Generation im Blick, die sich in der nordischen Geschichte verortet.
- Sendehinweis: Europa zu Gast im Klassik Forum | 2. Juli 2022, 09.05 Uhr | WDR 3
Per Erik Veng wuchs in Fakse, Dänemark auf und studierte Germanistik und Musikwissenschaft an der Kopenhagener Universität. 1980 trat er als Redakteur und Produzent beim Dänischen Rundfunk an, verantwortlich für neue und alte Musik sowie Musiktheater; auch als Moderator war er in zahlreichen Fernseh- und Rundfunksendungen zu erleben. Von 1989 bis 2007 war er Orchester- und Chorintendant sowie künstlerischer Leiter der Klangkörper des DR (Danish National Symphony Orchestra and Choirs). In seiner Amtszeit entwickelten die Klangkörper, inzwischen die bekanntesten in Dänemark, ein internationales Profil. 1997 wurde er von der Königin von Dänemark zum Ritter geschlagen.
Von 2008 bis 2010 war er Mitglied des Leitungsteams der Kgl. Dänischen Hochschule für Musik in Kopenhagen. 2010 wechselte er in den diplomatischen Dienst, zunächst als Gesandter-Botschaftsrat für Presse und Kultur in Berlin und, bis 2018, als Direktor des dänischen Kulturinstituts in Brüssel. Nebenbei ist er in mehreren Vorständen tätig und übernimmt Beratungsaufgaben u.a. für die Kulturministerien von Norwegen und Dänemark, die Bergen Festspiele, das Opernhaus Oslo, das Kulturzentrum Malmö Live, das Barockorchester Concerto Copenhagen und das dänische Staatslabel dacapo.
In Deutschland war und ist er unter anderem Berater für das Schleswig-Holstein Musik Festival, das Usedomer Musikfestival und seit 2018 für Karsten Witt Musik Management.
Per Erik Veng über sein Klassik Forum:
Die deutsch-dänischen Beziehungen liegen mir besonders am Herzen – und die dänische Musikgeschichte ist voll von deutsch-dänischen Beziehungen. Deswegen möchte ich im Klassik Forum einigen dieser historischen Spuren nachgehen, angefangen bei Heinrich Schütz, der zeitweise dem dänischen König Chistian IV. diente. Weitere ursprünglich deutsche Komponisten, die – mehr oder weniger – dänisch wurden und für die Dänen wichtige nationale und identitätsstiftende (!) Werke komponierten: Friedrich Ludwig Æmilius Kunzen, Friedrich Kuhlau und Johann Abraham Peter Schulz, dem wir das wunderschöne Abendlied "Der Mond ist aufgegangen" verdanken.
Aber auch bei dänischen Komponisten wie Niels Wilhelm Gade und Carl Nielsen gibt es wichtige Beziehungen nach Deutschland, und selbst für zeitgenössische Komponisten wie Per Nørgård und Hans Abrahamsen ist der große südliche Nachbar ein wichtiger Bezugspunkt. Immerhin: Eine junge Generation von dänischen Komponistinnen scheint sich über die jahrhundertelang gewachsenen deutsch-dänischen Verbindungen hinweg zu setzen.
Komponist | Titel/Länge | Interpret |
---|---|---|
Carl Nielsen | Ouvertüre aus: Maskarade, FS 39 (4'27'') | San Francisco Symphony Leitung: Herbert Blomstedt |
Dietrich Buxtehude | Aperite mihi portas iustitiae, BuxWV 7 (5'43'') | Patrick van Goethem, Countertenor Andreas Karasiak, Tenor Klaus Mertens, Bass Amsterdam Baroque Orchestra Leitung: Ton Koopman |
Heinrich Schütz | Ausschnitt aus: Die sieben Worte Jesu am Kreuz, SWV 478 (4'37'') | Else Torp, Sopran Linnéa Lomholt, Alt Adam Riis, Tenor Johann Linderoth, Tenor Jakob Bloch Jespersen, Bass Ars Nova Copenhagen Leitung: Paul Hillier |
Friedrich Kuhlau | Ouvertüre aus: Musik zu Heibergs Drama "Der Elfenhügel", op. 100 (11'20'') | Dänisches Nationales Radio-Sinfonieorchester Leitung: Michael Schonwandt |
Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen | O fryd, ukendte kildren i mit bryst Arie der Rezia aus der Oper Holger Danske (6'35'') | Inger Dam-Jensen, Sopran Dänisches Nationales Radio-Sinfonieorchester Leitung: Thomas Dausgaard |
Friedrich Ludwig Aemilius Kunzen | Min sjael fordaerves af dunkle tanker Arie der Rezia aus der Oper Holger Danske (6'35'') | Inger Dam-Jensen, Sopran Dänisches Nationales Radio-Sinfonieorchester Leitung: Thomas Dausgaard |
Peter Heise | Hvor er fru Ingeborg? aus: König und Marschall (12'32'') | Eva Johansson, Sopran Bent Norup, Bass Chor des Dänischen Rundfunks Dänisches Nationales Radio-Sinfonieorchester Leitung: Michael Schonwandt |
Peter Heise | Sommerweise (2'53'') | Elsa Dreisig, Sopran Christian Westergaard, Klavier |
Johann Abraham Peter Schulz | Sig manen langsomt haever (3'53'') | Musica ficta Leitung: Bo Holten |
Niels W. Gade | Im Osten geht die Sonne auf aus: Erlkönigs Tochter. Ballade nach dänischen Volkssagen für Soli, Chor und Orchester, op. 3 (2'49'') | Concerto Copenhagen Danish National Vocal Ensemble Leitung: Lars Ulrik Mortensen |
Benny Andersen | Svantes lykkelige dag (3'07'') | Povl Dissing, Singstimme Benny Andersen, Klavier |
Carl Nielsen | Jens Vejmand (3'27'') | Musica ficta Leitung: Bo Holten |
Carl Nielsen | Allegro (IV) aus der Sinfonie Nr. 4, FS 76, op. 29 (9'01'') | New York Philharmonic Orchestra Leitung: Alan Gilbert |
Rued Langgaard | Thema I und II, Var. I aus der Sinfonie Nr. 6, BVN 165 (7'00'') | Wiener Philharmoniker Leitung: Sakari Oramo |
Per Nørgård | Wiegenlied aus: Wie ein Kind (3'26'') | Dänischer Rundfunkchor Leitung: Stefan Parkman |
Hans Abrahamsen | Kanon 2a aus: Schnee (6'57'') | Ensemble recherche |
Josefine Opsahl | Ausschnitt aus: Traum-Tod (3'25'') | Elsebeth Dreisig, Sopran Kristine Nowlain, Sopran Francine Vis, Mezzosopran Sebastian Durán, Bariton Steffen Bruun, Bass Erik Danciu, Violine Josefine Opsahl, Cello Erik Brodin Higgins, Bass Ying-Hsueh Chen, Schlagzeug Leitung: Josefine Opsahl |
Traditional | Drømte mig en drøm (3'45'') | Danish String Quartet |
Jacob Gade | Jalousie. Tango Tsigane für Orchester (3'53'') | Wiener Philharmoniker Leitung: Sakari Oramo |
Moderation: Susanne Ockelmann
Redaktion: Wibke Gerking