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Geisendörfer Preis 2021: Ich werde nicht hassen
Stand: 17.06.2021, 11:42 Uhr
Das Hörspiel nach der Lebensgeschichte des palästinensischen Arztes und Friedensaktivisten Izzeldin Abuelaish erhält den Robert Geisendörfer Preis. Es ist ein eindringliches Plädoyer gegen Hass und Gewalt - nicht nur zwischen Palästinensern und Israelis.
Von Izzeldin Abuelaish
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Das Hörspiel steht hier bis 27. Juli 2022 zum Download zur Verfügung.
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16. Januar 2009. Ein aufgelöster Vater berichtet live im israelischen Fernsehen: "Unser Haus wurde bombardiert, meine Töchter sind tot. Oh Gott, was haben wir getan?" Izzeldin Abuelaish, Arzt aus Gaza, berichtet über einen Raketeneinschlag, bei dem drei seiner Töchter ums Leben kommen. Sein Schicksal geht um die Welt.
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Dies ist seine Geschichte. Er war der erste palästinensische Arzt, der in einem israelischen Krankenhaus arbeitete. Er erzählt vom Alltag in Gaza, vom Warten an den israelischen Checkpoints, vom Familienleben zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Von seinen permanenten Bemühungen um Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinensern, allen Rückschlägen zum Trotz. Selbst der 16. Januar 2009 wird Abuelaish nicht von seiner Überzeugung abbringen. "Wenn meine Töchter die letzen Opfer wären, könnte ich ihren Tod akzeptieren." So muss er weiter kämpfen - für Frieden und Versöhnung. Gegen den Hass.
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Aus der Jurybegründung zum Robert Geisendörfer Preis 2021
"Es beginnt idyllisch: Meeresrauschen, Urlaubsgefühl. Der akustische Rahmen für eine Geschichte: Ein Mann fragt am Strand ein Mädchen, warum sie die freigelegten Seesterne zurück ins Meer trage. Sie retten zu wollen, sei doch sinnlos, es seien doch viel zu viele: 'Wie kann da irgendetwas, was du tust, einen Unterschied machen?' Das Mädchen bringt einen weiteren Seestern ins Wasser und antwortet: 'Für diesen macht es einen Unterschied.' Anderthalb Stunden später, wenn uns Izzeldin Abuelaish, palästinensischer Arzt in Gaza, seine Geschichte erzählt hat, haben wir keine Urlaubsgefühle mehr. Aber wir kennen den Unterschied. Izzeldin Abuelaish absolviert unter größten Schwierigkeiten Schule und Studium, mit Bildung kämpft er sich aus dem 'größten Gefängnis der Welt'. Auf seinem Lebensweg begleiten ihn Schicksalsschläge – vom Verlust des eigenen Hauses über den Tod seiner geliebten Ehefrau bis zum 16. Januar 2009, als drei seiner Töchter in Gaza in einer Bombenexplosion ums Leben kommen. Trotz aller Gewalt, trotz aller Bedrängnis, allen Kummers, trotz allen Unrechts: Izzeldin Abuelaish bleibt seinem Lebenscredo treu: 'Ich werde nicht hassen!' Die autobiografische Geschichte des palästinensischen Arztes, der schließlich nach Kanada emigriert und an der Universität Toronto lehrt, wird (…) unter der Regie von Claudia Johanna Leist zum Hörspiel für die Ohren der Welt. Würde auch ich nicht hassen, fragen sich die Zuhörer:innen. Izzeldin Abuelaish gibt die Antwort schon in der ersten Minute des Hörspiels und dann immer wieder im Laufe seiner eigenen Geschichte. Wir hören seinen Appell an Verständigung, seinen Aufruf für Frieden und Nächstenliebe, seine beeindruckende Absage an Krieg, Gewalt und Hass."
Der Robert Geisendörfer Preis zeichnet Produktionen in Hörfunk und Fernsehen aus, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen.
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Nach dem Tod seiner drei Töchter emigrierte Abuelaish nach Kanada, wo er an der Universität in Toronto lehrt. Er schrieb seine Autobiografie "I shall not hate" und gründete die Stiftung "Daughters for Life", die Stipendien an Frauen und Mädchen aus dem Nahen Osten vergibt.
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Besetzung: | |
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Abuelaish als Junge | Yassin Ibrahim Mabrouk |
Abuelaish als junger Mann | Omar El-Saeidi |
Abuelaish | Mohammad-Ali Behboudi |
Vater Itzik/Dr. Lunenfeld/Beamter/Sicherheitsbüro | Wolf Aniol |
Frau Madmoony | Justine Hauer |
Bruder Noor | Robin Meisner |
Vater/Israelischer Beamter | Peter Harting |
Lehrer/Shlomi | Matthias Haase |
Israelischer Vater/militärische Stimme | Carlos Lobo |
Nadia | Marina Galic |
Amerikanischer Professor | Charles Ripley |
Israelische Sicherheitsbeamtin | Katharina Schmalenberg |
Geheimdienstoffizier/Dr. Glezermann | Steffen Reuber |
Mayar | Leyla Jafarian |
Raffah | Someya Ibrahim Mabrouk |
Aya | Tula Rilinger |
Bassan | Signe Zurmühlen |
Mutter | Wieslawa Wesolowska |
Nachbar 1/Jordanischer Beamter | Abed Othman |
Nachbar 2/Soldat 2 | Jörg Kernbach |
Nachbar 3/Soldat 3 | Volker Niederfahrenhorst |
Nachbar 4 | Moritz Otto |
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Von Izzeldin Abuelaish
Nach einer Theaterfassung von Silvia Armbruster und Ernst Konarek
Bearbeitung und Regie: Claudia Johanna Leist
Komposition: Rainer Quade
Technische Realisation: Matthias Fischenich und Jeanette Wirtz-Fabian
Dramaturgie: Isabel Platthaus
Produktion: WDR 2019/ca. 90'
Ausstrahlung: 27. bis 29. Juli 2021