Live hören
Jetzt läuft: Miles running down AI
Der Ring des Nibelungen für Kinder bei den Bayreuther Festspielen 2018

28.07.2018 – „Der Ring des Nibelungen“ (nach Wagner) für Kinder bei den Bayreuther Festspielen

Stand: 28.07.2018, 13:50 Uhr

Im Zug nach Köln zurück saß ich zufällig neben zwei achtjährigen Jungs, die in Bayreuth gerade den „Ring des Nibelungen“ für Kinder besucht hatten. Am besten haben ihnen die Riesen gefallen. Die waren auch wirklich beeindruckend. Mit mehr als doppelter Menschengröße und mit fast natürlichen, das heißt in dem Fall etwas ungelenken, Bewegungen kamen sie ganz nah an einen heran.

Die Wirkung kam – auch bei den anderen Personen – von den Kostümen und Masken (Ina Kromphart). Da ging es gar nicht um Realismus wie im Wachsfigurenkabinett, sondern darum, wie die Phantasie angeregt wurde. Das zweite, was den Buben gefallen hatte, war der Feuergott-Loge. Der sah aus wie ein Gockel. Die Geschichte interessierte sie nur am Rande. Sie muss nur lustig oder spannend sein. Für die Erwachsenen kommt zu lustig und spannend noch leidenschaftlich hinzu. Das interessiert die Kinder weniger. Als Brünnhilde und Siegfried ein Paar werden, ruft einer aus: „Das ist doch die Tante“. Und als es hieß, Siegmund und Sieglinde bekommen ein Kind, war die Reaktion: „Iiii!“. Mir hat der leicht trottelige Wotan von Jukka Rasilainen gut gefallen und der Seppl Siegfried von Vincent Wolfsteiner.

Julius Theodor Semmelmann hat für diesen „Ring des Nibelungen“ in zwei Stunden eine funktionelle Minibühne gebaut. Bei Szenenwechsel - und das passiert sehr oft - ziehen die Solisten, während sie spielen, die Flügeltüren zu. Das ist eine Mischung aus Kasperl-Theater und Puppenstube mit viel Pappmaschee (der Drache), Stoffbahnen (der Rhein), Holz und Styropor (Walhall). Da gab es Raum für Phantasie einerseits und Flächen für ein temporeiches Spiel andererseits.

Dann fragte ich die Jungens noch, wie das mit dem Opern-Singen für sei. Nein, das war nicht wichtig, Vielleicht haben sie den Gesang bei diesem „Ring des Nibelungen“ auch gar nicht als etwas Eigenständiges wahrgenommen. Die meiste Zeit wurde gesprochen und wirklich schön gespielt. Gesungen immer nur kurz, wenn einer wütend wird oder kurz was Wichtiges von sich geben will. Alberich, der auf die Liebe verzichtet, der Wanderer, der sich Siegfried in den Weg stellt, die Götter, wenn sie in die Burg ziehen.

Das Ganze ist mehr Melodram als Oper. Die Musik, die Marko Zdralek aus Wagners Partitur herausgezogen hat, grundiert das Geschehen in geschickter Weise, drängt sich nirgendwo nach vorne. Es gab ja noch nicht mal den Walkürenritt. Die Solisten haben alle übrigens alle Festspielhausniveau und singen dort auch. Das ist ja Schöne an der Bayreuther Kinderoper, dass es hier keine Abstriche im Künstlerischen gibt.

Premiere: 25.07. 2018, besuchte Vorstellung: 27.07.2018

Besetzung:
Wotan/Wanderer: Jukka Rasilainen
Fricka: Simone Schröder
Loge: Stefan Heibach
Alberich: Armin Kolarczyk
Mime: Paul Kaufmann
Siegmund/Siegfried: Vincent Wolfsteiner
Brünnhilde: Daniela Köhler
u.a.

Fassung: Katharina Wagner, Markus Latsch
Musikalische Bearbeitung: Marko Zdralek
Musikalische Leitung: Azis Sadikovic
Regie: David Merz
Bühnenbild: Julius Theodor Semmelmann
Lichtdesign: Peter Younes
Kostümrealisation: Ina Kromphart
Maske: Studiengang Maskenbild Theaterakademie München