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Journalistin Rahimi (Zar Amir Ebrahimi) in einer Szene des Films "Holy Spider"

Holy Spider

Stand: 12.01.2023, 00:00 Uhr

"Holy Spider" ist inszeniert wie ein klassischer amerikanischer Serienkillerfilm vor iranischer Kulisse. Doch je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr ungewöhnliche Einblicke in die iranische Gesellschaft offenbart sie.

Von Andrea Burtz

Darum geht's

2001. Die junge Journalistin Rahimi wird von ihrer Zeitung in Teheran nach Maschhad geschickt. Anscheinend treibt ein Serienmörder in der heiligen Stadt sein Unwesen, der es auf Prostituierte abgesehen hat. Die Medien bezeichnen ihn als "Spinnenmörder". Schnell stellt Rahimi fest, dass es die örtlichen Behörden nicht eilig haben, den Fall aufzuklären. Die Getöteten waren Frauen, die auf den Straßenstrich gingen, um sich und ihre Familien durchzubringen.

Die Journalistin gibt ihre Suche nach der Wahrheit trotz aller Widerstände nicht auf. Doch als man den Mörder endlich verhaften kann, nachdem er in zwei Jahren 16 Frauen ermordet hat und zum Tode verurteilt ist, verwandelt ihn die Öffentlichkeit in einen Helden, der die Straßen vom Schmutz gesäubert hat…

Darum geht's wirklich

Regisseur Ali Abbisi gelingt es, einen spannenden Thriller und gleichzeitig viel über die iranische Gesellschaft zu erzählen.

Die spielen mit

Die Rolle der jungen Journalistin spielt Sahra Amir Ebrahimi, die im Iran aufgewachsen ist und 2006 nach Frankreich emigrierte. Für ihre Rolle in "Holy Spider" wurde sie 2022 bei den Filmfestspielen in Cannes als beste Schauspielerin ausgezeichnet. In diesem Jahr wird sie im australischen Filmdrama "Shayda" zu sehen sein.

Das sagt Filmkritikerin Burtz dazu

Die erste Hälfte des Thrillers von Regisseur Ali Abbasi ("Border", "Shelley") ist inszeniert wie ein klassischer amerikanischer Serienkillerfilm vor iranischer Kulisse. Gedreht wurde allerdings nicht im Iran, sondern in Jordanien. Doch je weiter die Geschichte voranschreitet, desto mehr ungewöhnliche Einblicke in die iranische Gesellschaft offenbart sie.

"Holy Spider" ist viel mehr als eine ungewöhnliche Mörderhatz. Wer die Frauen umbringt, ist dem Zuschauer schnell klar. Es bleibt nicht bei der Frage, ob der Täter dingfest gemacht werden kann, sondern wie er und seine Opfer von der Gesellschaft gesehen werden, welches Recht gesprochen wird.

Ein spannender, höchst aktueller Film, den Dänemark ins Oscarrennen um den besten nichtenglischsprachigen Film geschickt hat. 

Die Bewertung auf einen Blick

Vier von vier Sternen

Dänemark, 2022
Länge: 118 min
Ab 16 Jahren
Kinostart: 12. Januar 2022