14. Juni 2024

Stich ins Wespennest

Hallo.

Während meines Studiums bekam ich den Auftrag, für den Uni-Blog zu einem angeblichen Anonymous-Account auf Facebook zu recherchieren. Schnell stellte sich heraus, dass dieser Account nicht zum aktivistischen Kollektiv gehörte, sondern Fake News verbreitete. Darüber schrieb ich. Jahre später, Abschluss in der Tasche und Blogartikel längst vergessen, drehte ich mit dem ZDF einen Beitrag über Daten im Netz. Dort arbeiteten wir mit einem IT-Experten zusammen, der für die Kriminalpolizei im Darknet ermittelt. Bei seiner Arbeit stieß er auch auf meinen Namen. Warte mal kurz... mein Name? Im Darknet? Es ging um meinen Blogartikel. Und da wurde doch tatsächlich dazu aufgerufen, mich über meine E-Mail-Adresse zu hacken und mundtot zu machen. (Keine Sorge, ich bin noch da.)

Fake News, Hacker und Enthüllungen - das liest sich fast ein bisschen wie ein Stieg-Larsson-Krimi aus der Millennium-Trilogie, oder? Zugegeben, der abgebrühte Enthüllungsjournalist Mikael Blomkvist und die brillante Hackerin Lisbeth Salander haben mehr aufs Spiel gesetzt, als ihre Mail-Adresse.

Was unsere Geschichten aber gemeinsam haben, ist, dass sie zeigen, welche Bedeutung Daten im Netz haben - und damit die digitalen Spuren, die wir hinterlassen. Wie undurchsichtig und manipulierbar Informationen sein können, wie leicht Daten missbraucht werden können, um Macht auszuüben und welche zerstörerische Auswirkung sie auf die Lebensrealität haben können. Schade, dass KI erst jetzt populär wird - aus diesem Thema hätte der bereits 2004 verstorbene Stieg Larsson bestimmt noch eine spannende Fortsetzung gemacht!

Johanna Gienapp
WDR Hörspiel-Team

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