Kunstwand mit vielen bunten Spritzern in einem Kindergarten.

27. Mai 2022

Ein Lehrstück über menschliche Intelligenz

Liebes Hörspielpublikum,

humanoide Roboter wie den kleinen Nao und seinen größeren Geschwister-Bot Pepper als Lösung gegen den Mangel an Kita-Mitarbeitenden einsetzen - ein interessantes Gedankenspiel zum Thema Künstliche Intelligenz.

Über so ein gemeinsames Jahr würden Kinder wie Erwachsene vor allem viel darüber lernen, was KI alles nicht kann und damit auch, was menschliche Intelligenz ausmacht! Humanoide Roboter sind in ihrem Äußeren bewusst mit typisch menschlichen Merkmalen wie Augen ausgestattet und gleichzeitig als Roboter erkennbar. Damit verzeihen wir von menschlichem Verhalten abweichendes Verhalten leichter, als wenn der Roboter äußerlich schwer von einem Menschen aus Fleisch und Blut zu unterscheiden wäre. Schnell würde uns ein zu starrer Blick, eine zu langsame Reaktion unangenehm auffallen und vielleicht sogar Angst machen. Man spricht vom "uncanny valley", dem Gruselgraben, von dem zunehmend angenommen wird, dass es sich sogar um eine Gruselklippe handelt, dass also humanoide Roboter nie so menschenähnlich werden können, dass wir den Unterschied nicht früher oder später bemerken. Die freundlichen Gestalten von Nao und Pepper - im Hörspiel hat Nao den Namen Toni bekommen - machen uns keine Angst. Das menschähnliche Äußere lässt uns gleich vermuten, dass die Roboter sehen wie wir, unsere Sprache verstehen wie wir, lernen können wie wir.

Im Hörspiel heißt es, dass Toni mehrere Sprachen "kann". Aber gerade beim Sprachverstehen wird schnell deutlich, dass es große Unterschiede zwischen Mensch und KI gibt: Die meisten aktuellen Anwendungen, so auch die in den humanoiden Robotern, reagieren, wenn wir etwas sagen, auf das Muster von Schallwellen und verbinden damit eine Reaktion - oft eine fest vorprogrammierte Antwort. Um Sprache zu verstehen, müsste all das Weltwissen, über das wir Menschen - auch schon Kindergartenkinder - verfügen, auch dem KI-System zur Verfügung stehen, zusammen mit Mechanismen, die ermöglichen, auf die im aktuellen Kontext relevanten Inhalte zuzugreifen und daraus Schlussfolgerungen zu ziehen. Auch daran arbeitet die KI-Forschung - schon seit mehr als 50 Jahren, aber bisher nur mit sehr begrenztem Erfolg.

Große Fortschritte gibt es beim Erkennen von Objekten. Wenn wir dem Roboter einen Ball vor die Kamera halten, wird er nach einigen Wiederholungen sagen "Ball", wenn man ihm einen Ball zeigt. Zeigen wir dem Roboter nur rote Bälle, wird er allerdings einen grünen Ball nicht als Ball erkennen. Halten wir einen roten Apfel hin, so wird er sagen "Ball".

Die netten Roboter sind teure Varianten der Funktionsspielzeuge und Lerncomputer und die Kinder werden sicher - zumindest eine Weile lang - gerne mit ihnen interagieren. Ein Roboter, der mittels Kamera identifiziert, ob es sich um ein Kind handelt, das zu spät kommt, aber in die Kita darf, oder um eine unbekannte Person, ist machbar - es täte aber auch die Kamera alleine, ohne das schicke weiße Robotergehäuse. Wir gehen mal davon aus, dass die Kamerabilder nicht gespeichert werden, so dass das Kind und der Vater, die da so oft zu spät kommen, in ihrer Privatsphäre geschützt bleiben und diese Information in der Zukunft nicht für irgend eine Art von "social scoring" verwendet werden kann. Auch Essen austeilen und leeres Geschirr einsammeln ist - in Grenzen - machbar. Allerdings würden Gläser und Porzellan aus den "Händen" der Roboter rutschen. KI-Systeme ohne Roboterkörper, die einfach im PC stecken, sind zwar nicht so faszinierend, aber könnten auch in der Kita viel Gutes bewirken und bei Verwaltungs- und Dokumen,tationsaufgaben entlasten.

Dann hätte das Kita-Personal mehr Zeit um das zu tun, was wir Menschen so gut können - mit unseren Kindern gemeinsam zu spielen, zu lernen und zu lachen. Auf dass wir alle besser begreifen, was KI kann - und was nicht!

Prof. Dr. Ute Schmid
Uni Bamberg

Eine Collage von zwei Bildern: links ein Kind mit blonden Haaren und roter Jacke, das vor einem kleinen Roboter steht. Rechts ein Kind mit blauem Pullover und schwarzen Haaren, das vor einem ähnlichen Roboter sitzt.

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