07. März 2025

Mathilde, Ilse und Belle

Liebe Weltbewohnerinnen,

Vincent van Gogh arbeitete im Januar 1889 gerade an seiner Sonnenblumen-Serie, als meine Großmutter Ilse geboren wurde. Während ihre Mutter Mathilde in Goslar versuchte, das Neugeborene zu versorgen, führte der soeben inaugurierte republikanische Präsident Harrison im Staat New York den elektrischen Stuhl ein. Wenig später war pünktlich zur Weltausstellung in Paris der Eiffelturm fertiggestellt und das Moulin Rouge eröffnet worden. Im April erblickte Charlie Chaplin das Licht der Welt.

So viel Besonderes ereignete sich täglich, dass es meinen Urgroßvater nicht länger im Harz hielt. Er verabschiedete sich eines Abends, um Zigaretten zu holen und tauchte die nächsten 20 Jahre nicht wieder auf. Nachrichten schickte er nicht und auch kein Geld. Meine Urgroßmutter erlitt mit aller Härte was es bedeutete, sich und ihre kleine Tochter in Abhängigkeit eines nicht anwesenden Mannes durchzubringen. Ob sie von Freiheit träumte? Von Unabhängigkeit? Von Gleichberechtigung?

Vielleicht hat sie von der berüchtigten Banditin "Belle Starr" gehört, die im amerikanischen Westen ein unbändiges und selbstbestimmtes Leben führte und im Februar 1889 hinterrücks erschossen wurde. Da war meine Oma Ilse noch keinen Monat alt. Die Schriftstellerin, Drehbuch- und Hörspielautorin Anne-M. Keßel hat Belle Starr zum Leben erweckt und sie selbst erzählt euch von ihren Ehemännern, ihren Kindern und ihrem wilden unbändigen Leben.

Gute Unterhaltung wünsche ich euch!
Ulla Illerhaus
Dramaturgin

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