Live hören
Jetzt läuft: No.1 von Tyla feat. Tems
Schäl Sick Brass Band posieren im Studio

Brass Grooves aus Köln

Schäl Sick Brass Band

Stand: 31.08.2021, 19:44 Uhr

Wären die Musiker nicht so versiert, käme man kaum umhin, diese Kölner Band eine Gruppe Verrückter zu nennen. Oder zumindest eine verrückte Gruppe. Beim Namen fängt es an: Schäl Sick, das kennt jeder in Köln, steht für die rechte Rheinseite, die falsche, die ohne Dom und Altstadt, nicht so recht Ernst zu nehmen, also schäl.

Mit dem Ernst nehmen könnte man bei der SSBB, wie sie sich im Kürzel nennen, auch so seine Probleme haben. Denn um Kategorien oder Schubladen oder pidgeon holes, wie es im Englischen so schön heißt, scheren sie sich - pardon - einen Taubendreck. Nicht nur Bandgründer und -leader Raimund Kroboth ist das, was man in Köln einen "Immi" nennt, ein Zugereister.

Über die Jazzgitarre nach Arabien

Aus Landshut stammt er, hat sich aber schon vor 20 Jahren eingekölscht, ursprünglich um Jazzgitarre zu studieren. In Richtung Weltmusik geht es schon Anfang der 1990er, neben Songs von Prince gibt es Balkan-Folklore oder Afrobeat. Mitte der Neunziger dann trifft man auf die persische Sängerin Maryam Akhondy. Doch während die sich ein Orchester in klassisch arabischer Manier gewünscht hätte, trifft sie auf eine Blaskapelle, die viel lieber nach Fun- und Partymanier arrangiert und ordentlich drauflos pustet. Akhondy bleibt ein paar Jahre, während derer es bei der SSBB inzwischen zum Prinzip geworden ist, einen Kern von nunmehr nur noch professionellen Musikern ab und an mit Gästen zu bereichern.

Das Prinzip?

Ansonsten gilt vor allem das Prinzip, keine Prinzipien zu haben. Mal von einer stetig gestiegenen Qualität und Virtuosität abgesehen, die auch den WDR veranlasste, die Gruppe zu fördern und die Jury der Deutschen Schallplattenkritik, ihr zweimal ihren Preis zuzusprechen. Ob man Songs des Nigerianers Fela Kuti spielt wie in der Anfangszeit, iranische Lieder wie mit der ersten Sängerin, oder eine Balkan-Phase einlegt mit den Sängerinnen Iwanka Iwanowa und Kristi Stassinopoulou - bei dieser Band weiß man nie, was zwischen Marschmusik und Mississippi als nächstes kommt. Sie selbst auch nicht.

Diskografie:

  • Majnoun (1996, Network Medien)
  • Tschupun (1999, ACT)
  • Maza Meze (2000, ACT)
  • Kesh Mesh (2002, Westpark Music)
  • Prasti Music (2006, Westpark Music)