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COSMO Tech - Der Digital-Check: Wie gut sind wir aufgestellt?

Stand: 28.04.2020, 00:00 Uhr

Die Corona-Krise zwingt Menschen ins Home Office, Schüler*Innen ins Home Schooling und lässt eine Corona-App entstehen. Nur einige Beispiele für mehr Digitalisierung unserer Gesellschaft. Aber wie gut funktioniert das alles? Das besprechen Jörg Schieb und Dennis in dieser Ausgabe von COSMO Tech – und legen den Finger in die vielen Wunden. Denn es muss eine Menge passieren.

Von Dennis Horn und Jörg Schieb

COSMO Tech - Der Digital-Check: Wie gut sind wir aufgestellt?

COSMO TECH 29.04.2020 56:29 Min. Verfügbar bis 28.04.2025 COSMO


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Corona hat uns ein anderes Leben aufgezwungen. Abstand halten. Geschäfte geschlossen. Keine Restaurants – oder nur abholen. Maske tragen. Vorsichtig sein.

Wir sind mehr zu Hause. SEHR viel mehr zu Hause. Plötzlich soll und muss viel mehr online laufen. Home Office. In der Theorie klappt das gut. Rechner zu Hause aufstellen und loslegen. Aber es gibt so viele Fallstricke: Der Rechner reicht nicht aus, Software fehlt, Zugangsberechtigungen stimmen nicht, Firmen-Netzwerk überlastet, Software muss aktualisiert werden. Der Server ist überlastet, Kollegen haben Probleme, es gibt Missverständnisse bei der Absprache, Cloud-Lösung bockt, Sicherheitsfragen...

Ganz zu schweigen von der Frage: Wer in der Familie bekommt den Computer, wenn alle zu Hause sind und online gehen wollen oder müssen? Doch Arbeitsminister Hubertus Heil will im Herbst ein Recht auf Home Office einführen.

[04:37] Hickhack um die Corona-App

Weil es in Asien blitzschnell Apps gab, die auf unterschiedliche Art und Weise geholfen haben, die Infektionsketten einzudämmen – durch schnelle Meldesysteme – hieß es irgendwann auch bei uns: Wir brauchen eine App. Vorher hatten schon Experten Lösungen entwickelt und angeboten – und wie mir erzählt wurde, sind sie auf keinerlei Interesse gestoßen. Wochenlang wurde darüber debattiert, wie gefährlich so eine App sein könnte. Wegen Datenschutz. Alles berechtigt. Aber weil das Ministerium so schlecht vorbereitet war, wurde dauernd Unsinn erzählt.

Dann sollte die Lösung europäisch sein. Richtig so. Dann erst wurde ein Konsortium gebildet, PEPP-PT. Es sind Experten und Institutionen rein. Dann wieder raus, weil auch dort über die richtige Lösung gestritten wurde. Am Ende hing es an der Frage: Zentrale Lösung – da hätten auch die Wissenschaftler noch wertvolle Daten gehabt. Oder die dezentrale Lösung, da gibt es weniger Daten, aber dann haben selbst Hardcore-Datenschützer kein Problem mehr damit.

[11:20] Schlechte Vorbereitung Corona-App

Wir haben heilloses Chaos. Die Regierung hat nicht nur keine Masken, Infektionsmittel und dergleichen gelagert und die Krankenhäuser gezwungen so zu sparen, dass sie auch keine Vorräte anlegen. Sie hat sich und damit auch uns keinen Finger gekrümmt, sich auf Pandemien vorzubereiten und Notfallpläne zu erarbeiten. Apps, die so etwas in den Griff bekommen, wurden nicht mal angedacht. Warum konnten die Regierungen in Taiwan, Südkorea, Hongkong und Singapur praktisch über Nacht Maßnahmen einleiten? Ganz einfach: weil sie vorbereitet waren.

[16:27] Gespräch mit Markus Beckedahl (netzpolitik.org)

Wir sprechen mit Markus Beckedahl. Er ist Gründer und Chefredakteur von netzpolitik.org, dem wohl wichtigsten netzpolitischen Blog, das wir in Deutschland haben. Ein Netzaktivist im besten Sinne.

[24:30] Der Netzausbau kommt in Deutschland nicht schnell genug voran

Homeoffice, Video-Konferenzen, Gaming, Streaming – das Internet erlebt zurzeit eine Belastungsprobe in bislang nie da gewesenem Ausmaß. Nicht wenige sorgen sich da um die Stabilität des Netzes. Der "Backbone" der Infrastruktur in Deutschland ist stabil und ausreichend dimensioniert. Auch der Netzwerkknoten DE-CIX kann leicht doppelt so viel vertragen wie zu seinen aktuellen Spitzenzeiten. Telekom und Wettbewerber sind hier gut aufgestellt.

Grottenschlecht hingegen sei die "letzte Meile", meint IT-Experte Klaus Rodewig. Also die Verkabelung von den Schaltkästen der Telekom in die Wohnungen und Büros hinein. Das ist bei uns in Deutschland fast immer Kupfer – und damit erheblich limitiert. Schweden, Dänemark, Estland, Ungarn, Litauen, Niederlande, Schweiz oder Spanien liegen alle weit vor uns.

[38:10] Wie klappt’s mit dem Home Schooling?

Die Schule hat sich durch Corona enorm verändert. Plötzlich sind die Kinder zu Hause – seit Wochen. Und die Eltern sollen es richten. Mit Home Schooling sind viele, viele Probleme verbunden. Eine Familie mit drei Kindern – wer hat schon fünf Rechner zu Hause? Damit Mama, Papa und die Kids ihr "Home Office" betreiben können? Und wer hat so viel Platz, dass alle weit genug voneinander sitzen, dass man sich nicht gegenseitig bei den Videokonferenzen stört? Und wer hat ein Netz, das schnell genug ist, dass alles reibungslos funktioniert?

An Privatschulen klappt das mit dem Home Schooling oft besser: Hier findet sogar Unterricht nach Stundenplan statt – im virtuellen Klassenzimmer. Das zeigt: Es geht, wenn die personelle Ausstattung da ist, wenn die materielle Ausstattung da ist, und wenn es einen Plan gibt. Wenn strukturiert vorgegangen wird. Digitale Lerninhalte gibt es sehr wohl.

Mag alles kostspielig sein, aber ist es nicht teurer, unseren Nachwuchs am langen Arm verhungern zu lassen? Es gibt den Digitalpakt Schule, der 2019 auf den Weg gebracht wurde: Fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung der Schulen. Doch es werden bislang nur Bruchteile davon abgerufen. Denn die Länder müssen auch selbst investieren, wozu sie offensichtlich nicht bereit sind.

Kontakt


E-Mail: cosmotech@wdr.de
Die nächste Ausgabe von COSMO TECH erscheint am 12. Mai 2020