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Ein Filmstill aus der TV-Serie "Euphoria"

Glotz und Gloria - Der COSMO Serien-Podcast

Serien-Podcast: "Euphoria" und "Wir sind die Welle"- Wie rebelliere ich richtig?

Stand: 01.11.2019, 00:01 Uhr

In der neuen Folge von "Glotz und Gloria" stehen Schüler im Mittelpunkt. Im rauschhaften "Euphoria" aus den USA sind alle verdorben und flüchten sich in Sex und Drogen, im unterhaltsamen "Wir sind die Welle" aus Deutschland entscheiden sie sich zum bald ausufernden Protest. Jörn und Emily sprechen dazu über Fridays for Future, Speedwatching, Pädagogik und visuelle Ästhetik.

Von Emily Thomey und Jörn Behr

"Euphoria" und "Wir sind die Welle" - Wie rebelliere ich richtig?

COSMO Glotz & Gloria 01.11.2019 58:54 Min. Verfügbar bis 01.11.2024 COSMO


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"Euphoria"

Erzählerin Rue war schon als Grundschülerin psychisch krank, nimmt seitdem Medikamente und hat schon mit sechzehn eine Überdosis und einen erfolglosen Entzug hinter sich. Ihren Mitschülern geht es nicht viel besser. Überzogene Erwartungen der Eltern, Depressionen, Unsicherheiten mit dem eigenen Körper und andere Probleme führen dazu, dass in "Euphoria" alle Figuren in einen Rausch aus Sex, Drogen und Gewalt geraten. Und auch wir werden in diesen nicht unanstrengenden Rausch gesogen dank einer überwältigenden Ästhetik aus teils bunten Farben, teils Licht- und Schattenspielen oder sich im Drogenrausch mitdrehenden Wänden.

Tragisch und rauschhaft

"Euphoria" ist tragisch, mitreißend, setzt ein Ausrufezeichen in Sachen Body positivity, geht völlig selbstverständlich mit einer Transfrau um, gönnt seinen Figuren nur wenige Lichtblicke und wird getragen von einer tollen Hauptdarstellerin. Ich wage die relativ ungefährliche Prognose, dass Ex-Disneystar Zendaya sicher bald weltweit durch die Decke gehen wird, was sie im sensationellen Staffelfinale, das wie ein langes Musikvideo choreografiert ist, noch manifestiert. Wie es mit ihrer Rue weitergeht, erfahren wir in Staffel 2, die bereits beschlossen ist.

"Wir sind die Welle"

Das Gleiche gilt vermutlich bald auch für "Wir sind die Welle", denn auch dieses Staffelfinale lässt genügend Raum für eine Fortsetzung, die ich mir wünschen würde. Vier Jugendliche (u.a. Luise Befort, „Club der roten Bänder“), teils Außenseiter, teils Musterschüler, werden von einem Neuankömmling (Toll: Ludwig Simon, der Sohn von Überschauspieler Devid Striesow) für eine Protestbewegung begeistert, die sich gegen Plastikmüll, Tierquälerei, SUVs oder Nazis richtet. Bei aller möglichen Ähnlichkeit zu aktuellen Bewegungen wie Fridays For Future oder Extinction Rebellion fällt hier aber auf, dass die Aktionen irgendwie einfach gegen Alles gerichtet sind und ihnen zudem eine persönliche Motivation zugrunde liegt.

Unterhaltsam und spannend

"Wir sind die Welle" hat mit der Vorlage "Die Welle" bis auf das Logo wenig gemeinsam, falls das irgendjemand hoffen sollte. Ein US-Lehrer wollte 1967 seiner Klasse Faschismus erklären, startete ein Disziplin-Experiment, erschuf so eine Bewegung, die außer Kontrolle geriet und die er dann beendete. Daraus wurde ein Kurzfilm, der wiederum zu einem Roman verarbeitet wurde, der 2008 mit Jürgen Vogel verfilmt wurde. Die Filmemacher sind auch hier wieder mit an Bord, das Projekt wurde im April 2018 von Netflix angekündigt. Ob der Erfolg der Fridays For Future ein halbes Jahr später intern zu einem thematischen Kurswechsel geführt hat, der Faschismus nur noch streift in Form von erfreulich unklischeehaften Schulnazis und einer bestimmten Partei? Egal. Ich finde "Wir sind die Welle" unterhaltsam, spannend und gut gespielt.

Wo:

"Euphoria" läuft bei Sky, "Wir sind die Welle" bei Netflix.

Kontakt zu Emily und Jörn:
Facebook.com/cosmo_ard
E-Mail: glotzundgloria@wdr.de
Whatsapp: 0172 5678 566