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Stormzy: This Is What I Mean

Stormzy: This Is What I Mean

Stormzy: Sanfte Wut

Stand: 30.11.2022, 12:00 Uhr

Auf "This Is What I Mean" verwandelt Stormzy Wut in soulige, zerbrechliche Songs zwischen Flüstern und Gefühlsausbrüchen. Das Album ist ein Showcase Schwarzer Exzellenz.

Von Christian Werthschulte

Vor drei Jahren stand Rapper Stormzy auf der Bühne des Glastonbury Festivals. Und 100.000 Menschen haben mit ihm gerappt: "Fuck the government, fuck Boris!" Der 29-jährige Rapper war auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Dann kam die Corona-Pandemie. Stormzy musste eine Stadiontour absagen, seine Beziehung ist zerbrochen, er hat sich zurückgezogen. Und jetzt ist er wieder da. "Had to close the shop for renovations", rappt er auf "This Is What I Mean", dem Titeltrack von Stormzys Comeback-Album. Und dort zeigt sich Stormzy so, wie wir ihn kennen: Als der Grime-Rapper, für den Braggadacio – Verbalaufschneiderei – und Charme keine Gegensätze sind.

Auf "My Presidents Are black"  vergleicht er sich mit Spitzensportler:innen wie Serena Williams oder Raheem Sterling. Er legt sich mit dem konservativen Minister Michael Gove und seinen champagner-nippenden Parteifreunden an. Er shoutet die Londoner Grime-Szene aus - natürlich mit ihm an der Spitze. Stormzy ist der Rapper, den wir alle gern zum besten Freund hätten.

Auf "This Is What I Mean" zeigt Stormzy jedoch auch eine andere Facette seiner Persönlichkeit: seine Verletzlichkeit - mit R&B-Beats, Soulharmonien und jeder Menge Gospel. Acht Minuten lang schwankt er auf "Fire + Water" zwischen Flüstern und Emotionsausbruch. "Der Song handelt von meiner Ex-Freundin. Unsere Trennung ging mir im Kopf herum, als ich ihn gemacht habe", erzählt Stormzy im Interview mit dem ID-Magazine. "Ich bin ans Mikro getreten und dieser Song ist als erstes aus mir herausgekommen. Für dieses Album musste ich mein Ego besiegen und meine Wahrheit für sich sprechen lassen."

Aber persönliche Verletzungen sind nur eins der Themen, die dem Rapper aus Süd-London am Herzen liegen. Auch die Black-Lives-Matter-Proteste oder der Umgang der britischen Presse mit Meaghan Markle haben auf "This Is What I Mean" ihre Spuren hinterlassen. Stormzy transformiert die Wut über Rassismus in sanftmütige, verletzliche Songs. Die Kraft dafür findet er in der Religion. Als gläubiger Christ besucht er jede Woche mit seiner Familie den Gottesdienst.

"This Is What I Mean" ist zudem eine Verbeugung vor Schwarzen Communitys im UK, in den USA und in Afrika. Der nigerianische Sänger Oxlade bekommt ebenso das Mikro von Stormzy übergeben wie Black Sherif aus Stormzys Heimatland Ghana. Aus den USA ist India.Arie dabei, aus dem UK Ms Banks und Sampha. "This Is What I Mean" ist ein intimes, persönliches Album und gleichzeitig ein Showcase Schwarzer Exzellenz. So etwas können nur die ganz Großen.