
Marlon Williams: "Te Whare Tīwekaweka"
Stand: 07.05.2025, 09:00 Uhr
Der neuseeländische Sänger Marlon Williams war lange vor allem für seine Folk-Musik bekannt. Auf seinem neuen Album findet er jetzt zu seinen Wurzeln zurück, der indigenen Kultur der Maori. Mit dabei: Pop-Star Lorde.
Von Charlie Mio Otte
"Te Whare Tīwekaweka" heißt das neue Album. Das ist Te Reo Māori, die Sprache der indigenen Bevölkerung Neuseelands, und heißt auf Deutsch "Das unordentliche Haus". Für Marlon Williams ist der Titel eine Anspielung auf sein eigenes sprachliches Durcheinander. Er ist selbst Māori, verlernte aber, wie viele in der Community, nach der Schulzeit die Sprache. Die Rückkehr zu ihr fällt den meisten Maori schwer, erst durch die Musik konnte Williams ihr wieder näherkommen. Auf "Te Whare Tīwekaweka" nimmt er uns auf seinem Weg zurück zu seiner Kultur mit.
Eine neue Gemeinschaft
Marlon Williams überrascht auf den neuen Songs vor allem mit dem Einsatz von Chören. Kapa Haka heißen die traditionellen Gesangs- und Tanzgruppen der Maori, die ihn auf mehreren Songs begleiten. Dadurch durchzieht das gesamte Album ein großes Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt. Marlon Williams selbst lässt sich oftmals sogar so weit in den Chor zurückfallen, dass seine Stimme ganz in ihm verschwindet. Auf einem Song begleitet ihn auch Popstar Lorde. Er steuerte bereits Backing-Vocals zu ihrem letzten Album "Solar Power" bei, jetzt erwidert sie den Gefallen. Gemeinsam besingen sie auf "Kāhore He Manu E" Gefühle von Trauer.
Glücklich trotz Verlust
Trauer ist eines der großen Themen des Albums. Marlon Williams war lange fasziniert vom Sterben. Die Rückkehr zur Maori-Kultur ermöglichte ihm einen neuen Zugang zu den Ängsten, die man mit dem Sterben verbindet. Der Tod ist auf "Te Whare Tīwekaweka" ein natürlicher Teil des Lebens. Marlon Williams schließt Frieden mit ihm. Dadurch ziehen sich Gefühle von Angst und Verlust ganz ruhig durch das Album, aber ziehen auch wieder davon. Die Songs klingen oft eher heiter, verspielt und zufrieden. Denn Marlon Williams geht es nicht darum, zu deprimieren. "Te Whare Tīwekaweka" ist ein Album darüber, trotz allem, was einen traurig macht, Gemeinschaft zu finden und gemeinsam glücklich zu sein.