Es war eine Nachricht, an die viele Menschen, vor allem im Iran, nicht mehr glaubten. Der iranische Rapper Toomaj wurde gegen Kaution freigelassen. Toomaj war vor über einem Jahr bei den Protesten der Bewegung "Frauen Leben Freiheit" verhaftet worden. Seine Freilassung kam für alle überraschend. Selbst am Tag seiner Freilassung wurde seine Familie schikaniert. Sie musste morgens am Gefängnistor warten, wurde hin- und hergeschickt. Gegen 23.30 Uhr wurde der Familie mitgeteilt, dass Toomaj irgendwo aus dem Auto gelassen worden sei und sie ihn dort abholen solle. Das erste, was Toomaj sagte, war: "Ich dachte, die schlimmste Situation für einen Menschen wäre, allein unter Folter zu sein. Aber jetzt verstehe ich, dass es noch bitterer ist, wenn man alleine rauskommt." Er denkt also auch an seine Mitgefangenen.
Toomaj hat in seiner Musik immer wieder Kritik am iranischen Regime geübt. In den sozialen Medien hat er eine Art Vorreiterrolle bei den Protesten gespielt, die nach dem Tod der jungen Frau Jina Mehsa Amini ausgebrochen sind. Er machte den Menschen Mut, für ihre Freiheiten zu kämpfen. Ende Oktober vergangenen Jahres wurde Toomaj in seinem Haus in der Nähe von Isfahan verhaftet. Im Juli war der Rapper wegen "Korruption auf Erden" zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Der Vorwurf beschreibt eines der schwersten Verbrechen im Iran und kann mit der Todesstrafe geahndet werden. Toomaj brauche nun dringend medizinische Behandlung, sagt Negin Behine. Sie betreut seit seiner Verhaftung von Dortmund aus seine Social-Media-Accounts: "Die Untersuchung hat ergeben, dass sein Schienbein bei der Folter gebrochen wurde. Das muss operiert werden, weil es schief zusammengewachsen ist. Ein Finger ist auch gebrochen, der ist auch nicht richtig zusammengewachsen und tut weh. Seine Augen müssen untersucht werden, weil beide Augen geschlagen wurden".
Für seine Freilassung musste eine sehr hohe Kaution hinterlegt werden. Die Vorwürfe des Regimes gegen Toomaj seien damit nicht vom Tisch, sagt seine politische Patin, die Aachener SPD-Bundestagsabgeordnete Ye-One Rhie: "Sein Fall wird, so wie es jetzt aussieht, in höheren Instanzen neu aufgerollt werden. Und wir wissen nicht, was die Vorwürfe sein werden, was die Anschuldigungen sein werden, wie dort die Argumentationen wieder perfide zusammengeschnitten werden. Deswegen ist für mich der Kampf für Toomaj, mit Toomaj noch lange nicht zu Ende."
Polyton Preis verliehen
Am Wochenende (15.-18.11.) wurde in Berlin zum ersten Mal der Polyton Musikpreis verliehen. Unter den Preisträgern war auch Peter Fox in der Kategorie "Performance". Peter Fox hat mit seiner diesjährigen Tournee etwas Besonderes gemacht: Fans konnten sich als Tänzer bewerben. So wurde jedes Konzert zu einer "Mitmach-Party", so die Begründung der Jury. Insgesamt gab es acht Kategorien. Gewonnen haben unter anderem das Pop-Duo Blumengarten oder die Komponistin und Sängerin Sofia Kourtesis für ihre Single "Madres". Ihr Song erreiche "eine klangliche und emotionale Dichte, die das Gefühl von Geborgenheit und Liebe nahtlos in Musik umsetzt", so die Jury. Die Platte der in Berlin lebenden Peruanerin ist auch bei uns Album der Woche.
Für diesen Polyton-Preis hat sich die "Akademie für Populäre Musik" gegründet. In der Jury sitzen aktuell 50 Menschen aus der deutschen Musikszene. Zum Beispiel Herbert Grönemeyer, Shirin David oder RIN. Die Verleihung soll bürgernah, unterhaltsam und anders als klassische Preisverleihungen sein. Es gab keine langen Laudationen, sondern nur Performances. Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur und Medien, moderierte den neuen Preis. Sie meint, dass die Preisträgerinnen widerspiegeln, wie viel Diversität und wie viel Qualität in der deutschen Musiklandschaft steckt: "Es ist ein Preis von Künstler:innen für Künstler:innen. Von Musikschaffenden für Musikschaffende. Es ist kein Publikumspreis, es ist kein Branchenpreis, sondern es ist direkt und demokratisch legitimiert".
Shakira bekennt sich schuldig
Blitzlichtgewitter gab es heute in Barcelona, denn Popstar Shakira war da, aber nicht um zu singen und Autogramme zu geben, sondern sie war angeklagt, stand vor Gericht. Shakira musste sich wegen Steuerhinterziehung vor Gericht verantworten. Die spanische Staatsanwaltschaft warf Shakira vor, den spanischen Fiskus um fast 14,5 Millionen Euro betrogen zu haben. Die kolumbianische Grammy-Gewinnerin war 2011 nach Spanien gezogen, nachdem sie mit dem damaligen FC-Barcelona-Spieler Gerad Piqué liiert war. Gegenüber dem Finanzamt gab sie jedoch bis 2015 an, ihren Hauptwohnsitz auf den Bahamas zu haben. Es geht also um Shakiras Einkünfte zwischen 2012 und 2014.
Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass Shakira hauptsächlich in Spanien gelebt hat. Deshalb hätte sie dort Steuern zahlen müssen. Und die Staatsanwaltschaft ist auch der Meinung, dass sie Steuern hinterziehen wollte und deshalb ein Steuerparadies wie die Bahamas angegeben hat. Shakiras Anwälte halten dagegen, dass die Sängerin bis 2014 ein "Nomadenleben" geführt und ihr Geld mit internationalen Tourneen verdient habe. Erst 2015, als sie mit ihrem zweiten Sohn hochschwanger war, habe sie sich ganz in Spanien niedergelassen.
Shakira bekannte sich nun schuldig, weshalb es eine außergerichtliche Einigung gab. Das erspart ihr jetzt einen Prozess. Sonst könnte es sehr persönlich werden und Details über ihre Einkommens- und Lebensverhältnisse in der Presse landen. 117 Zeugen müssen nicht mehr vor Gericht erscheinen, vom Tanzlehrer über den Friseur und die Frauenärztin bis zum Hausmeister und den Nachbarn. Das habe sie sich und ihrer Familie ersparen wollen, sagt sie. Deshalb hat sich Shakira - wohl auf Anraten ihrer Anwälte - schuldig bekannt. Nun wurde die 46-Jährige zu drei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von 7,3 Millionen Euro verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte deutlich mehr gefordert, nämlich acht Jahre Haft und eine Geldstrafe von fast 24 Millionen Euro. Es gibt aber noch ein zweites Verfahren gegen Shakira, das noch nicht abgeschlossen ist. Dabei geht es um 6,6 Millionen Euro angeblich nicht gezahlter Steuern aus dem Jahr 2018.