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Global Pop News 22.05.2023

Proteste bei Marteria-Konzert

Stand: 22.05.2023, 12:09 Uhr

In Chemitz gab es Proteste gegen das Materia-Konzert| Kendrick Lamar auf Beyoncé-Song | Politiker aus Malaysia möchte Coldplay-Konzert verbieten | Ice Cube gegen KI, Grimes feiert ihren KI-Track | Unsere News aus der Welt des Global Pop

Von Anna Kravcikova & Marc Mühlenbrock

Im vergangenen Monat wurde die Anklage wegen Körperverletzung gegen den Rapper Marteria in den USA fallen gelassen. Nach Polizeiangaben soll er in der Nacht vom 29. auf den 30. März in den USA festgenommen worden sein. Ihm war zunächst Körperverletzung vorgeworfen worden. Zwischen ihm und seiner Freundin soll es in einem Hotel zu einer körperlichen Auseinandersetzung gekommen sein. Die Hotelrezeption habe die Polizei verständigt und er sei festgenommen worden. Das Verfahren wurde aber eingestellt. Am vergangenen Freitag sollte er erstmals wieder ein Konzert geben. Doch nach Protesten wurde das Konzert im Chemnitzer Jugendzentrum AJZ abgesagt. Die ursprünglichen Veranstalter des ehrenamtlichen Jugendzentrums veröffentlichten auf Instagram eine Stellungnahme. Darin heißt es unter anderem, dass sie nach den Reaktionen auf den angekündigten Auftritt nicht an der Entscheidung für das Konzert festhalten konnten. Weiter heißt es: "Wir haben abgewogen und wussten, dass sowohl die Durchführung als auch die Absage Konsequenzen für uns haben würde". Der Verein wolle sich nun selbstkritisch mit der Situation auseinandersetzen und intern reflektieren.

Das feministische Kollektiv Catcalls of Chemnitz hatte Anfang der Woche zu Protesten gegen das Konzert aufgerufen und eine Absage durch das AJZ gefordert. Als das Jugendzentrum das Konzert absagte, wurde spontan ein neuer Veranstaltungsort gefunden. Das Konzert fand schließlich im Chemnitzer Club "Luxor" statt. Auch dort waren Demonstrantinnen von Catcalls of Chemnitz anwesend. Etwa 50 Mitglieder der Truppe demonstrierten mit Plakaten vor dem ausverkauften Saal. Auf den Schildern waren Slogans wie "Niemand muss Täter sein", "Keine Bühne für Täter" oder "Häusliche Gewalt stoppen" zu lesen. Auch soll es Sprechchöre gegeben haben, in denen der Musiker aufgefordert wurde, Stellung zu beziehen und ein "ehrliches Statement" abzugeben. Auch die Grüne Jugend Chemnitz protestierte vor dem Luxor. Auf Instagram schrieben sie: "Wir sind uns einig, das ist inakzeptabel". Marteria äußerte sich nicht zu den Protesten. Zu Fotos von Auftritten schrieb er auf Instagram: "Was für emotionale Tage. Danke Chemnitz."

Kendrick Lamar auf Beyoncé-Song

Mit diesem Überraschungs-Remix hätte wohl niemand gerechnet: Kendrick Lamar steuert eine neue Strophe zu Beyoncés Song "America Has a Problem" bei. Der Originaltitel erschien letztes Jahr auf Beyoncés letztem Album "Renaissance", jetzt gibt es eine neue Version. Darin vergleicht Kendrick Lamar die USA mit einem "geilen, wählerischen Liebhaber, der sich für Gewalt entschieden hat". Auch das Cover spielt auf die Waffengewalt in den USA an: Es zeigt eine amerikanische Flagge, die auf den ersten Blick aussieht, als wäre sie aus Strasssteinen - tatsächlich handelt es sich aber um rote, weiße und blaue Munitionskugeln. Kendrick Lamar geht auch auf den aktuellen Trend der KI-generierten Songs ein.

Es gibt einige Songs im Internet, in denen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz versucht wird, Kendricks Stimme zu kopieren. Er wehrt sich nun dagegen und rappt: "Sogar die KI muss üben, Kendrick zu kopieren". Kendrick sagt also, dass sein Stil so einzigartig ist, dass eine künstliche Intelligenz seine Stimme nicht imitieren kann. Dann zählt er einige Dinge auf, die die KI seiner Meinung nach nur schwer imitieren kann, zum Beispiel seine Art, mehrdeutige Zeilen zu schreiben. Sie könne ihn niemals ersetzen. Kendrick Lamar appelliert in dem Song auch an die Universal Music Group und will sie zur Verantwortung ziehen. Er sagt, sie sollten bei diesen neuen Entwicklungen nicht "Possum spielen". Das heißt, sie sollen sich nicht tot stellen und so ignorant in ihrer Rolle als einer der drei größten Musikkonzerne sein. Kendrick outet sich auch als Ehrenmitglied von "Beyhive", der Fanbase von Beyoncé.

Der Song "America Has a Problem" ist in der letzten Zeit vor allem durch Beyoncés Renaissance Album Tournee viral gegangen. Auf Konzertvideos tanzt sie in einem Bienenkostüm zu dem Song und hat damit einen TikTok-Trend losgetreten. Der Song ist eine Hommage an Detroit Techno Mitte der 80er Jahre, das Ur-Genre des Dance. Mit ihrem "Renaissance" Album hat Beyoncé beleuchtet, wie wichtig die schwarzen Underground Communities für Dance Music und die Club-Kultur waren. Jeder Song vom Album repräsentiert dabei ein anderes Dance-Genre.

Politiker aus Malaysia möchte Coldplay-Konzert verbieten

Coldplay sollten im November ihr allererstes Konzert in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur spielen. Jetzt fordert der Spitzenpolitiker Nasrudin Hassan, das Konzert abzusagen. Er ist der Vorsitzende der PAS-Partei, das ist die malaysische Islamische Partei und größte Oppositionspartei. Er sagt

: "Wieso will die Regierung in diesem Land eine Kultur des Hedonismus und der Perversion fördern? Ich rate Ihnen, den Auftritt dieser Band in Malaysia einfach abzusagen. Es bringt der Religion (…) und dem Land nichts Gutes". Nasrudin Hassan

Viele Regierungs-Minister sind jedoch anderer Meinung. Und auch Chris Martin hat sich gegen die Absage gestellt. Im Interview mit dem malaysischem Radiosender HITZ appellierte er an die Kritiker des Konzerts:

"Jeder ist bei unseren Shows willkommen. Wir lieben alle unterschiedlichen Menschen, alle Religionen. Alle politischen Anführer und ihre Anhänger – niemand wird ausgeschlossen. Wir möchten wirklich, dass alle zu unserer Show kommen und sie selbst sein können – und dies auch bei allen anderen zulassen. Wenn jemand unglücklich darüber ist, dass wir kommen, dann tut es uns leid – aber auch sie lieben wir." Chris Martin

Internationale Musikstars hatten schon häufiger Probleme mit der Politik in Malaysia. Im März diesen Jahres wurde der Dresscode für internationale Artists verschärft, nachdem Billie Eilish in kurzer Radlershorts aufgetreten ist. Die malaysische Islamische Partei forderte sogar ein Verbot aller ausländischer Konzerte. Außerdem fürfen ausländische Künstlerinnen und Künstler ab 2024 bei Konzerten, aber auch bei Filmdrehs keine Kleidung tragen, die "den Brustbereich weit freilegt" oder "zu hoch über dem Knie" endet. Das schreiben die neuen Richtlinien des Kulturministeriums vor, die im März diesen Jahres beschlossen wurden. Und männliche Künstler, die nicht aus Malaysia kommen, fürfen laut der neuen Vorschrift auch keine Frauenkleider bei Auftritten tragen. Der zuständige Kulturminister Fadzil sagt, dass er mit den neuen Regelungen "die Empfindlichkeiten aller in Malaysia schützen" möchte. Bei der Ausarbeitung der Richtlinien habe er alle Gemeinschaften befragt – "Muslime und Nicht-Muslime". Das ausverkaufte Konzert von Coldplay im November findet nach aktuellem Stand aber noch statt. Es soll in einem Stadium in Kuala Lumpur vor fast 90.000 Fans stattfinden.

Ice Cube gegen KI, Grimes feiert ihren KI-Track

Sie ist schon unter uns: Die Künstliche Intelligenz ist da und nach einigen holprigen Versuchen nun auch in der Pop Musik angekommen. Viele Artists wollen das verhindern, eine Befürworterin der neuen Technologie ist dagegen Grimes. „Cold Touch“, so heißt der Song,  der klingt wie Grimes, in Wahrheit ist er aber die neuste Errungenschaft aus Grimes KI-Maschine „Elf-Tech“. Das ist eine Website, auf der jeder Gesang hochladen kann, der dann automatisch in die Stimme von Grimes umgewandelt wird. Bedingung von Grimes: die Einnahmen werden am Ende 50:50 geteilt.

Einige sind auf das Angebot angesprungen, aber dieser Track von einem Künstler aus L.A. namens Kito, hat Grimes am besten gefallen. „Cold Touch“ sei ein Meisterwerk, so wird sie jetzt zitiert. Und tatsächlich passt das hier alles gut zusammen, auch wenn die Produktion ein wenig blechern klingt und an den ESC-Siegertitel dieses Jahres erinnert. Grimes sagt weiter, sie findet es cool mit einer Maschine zu verschmelzen und dass Kunst geöffnet so werden kann für alle.

Diese Offenheit kann man bei vielen Musikern und Musikerinnen, die sich gerade äußern, nicht feststellen. Jetzt hat sich ein Rap-Alt-Star gemeldet: Ice Cube hat in dem US Podcast Full Send gesagt, dass er genug habe von computerisierten Stimmen durch Autotune und das die KI und der Dämon sei.  Dann hat er noch angedroht, jeden zu verklagen, der seine KI-Stimme für einen selbstgebauten Song benutzen würde samt der Plattform oder dem Radiosender, wo der läuft.

Es gab auch schon Klagen und zwar von Universal. Der Plattenfirmen-Gigant hat den erfolgreichsten Artist der Welt und auch den beliebtesten KI-Artist unter Vertrag. Die KI-Stimme von Drake wurde schon für viele von einfachen Usern produzierten Tracks generiert. Am prominentesten war das gefakete Duett mit The Weeknd, gegen dessen Veröffentlichung Universal vorging.