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Irfana – Southside Menace, Videostill

Global Pop News 30.03.2023

Def Jam India nimmt Rapperin Irfana unter Vertrag

Stand: 30.03.2023, 11:31 Uhr

Irfana ist die erste erste weibliche Künstlerin des Labels | Erykah Badu kritisiert die Verwendung des Begriffs "Woke" | Lachgas in UK | Unsere News aus der Welt des Global Pop

Von Anne Lorenz

Def Jam Recordings India, der indische Ableger des legendären US-amerikanischen Hip Hop Labels, hat mit Irfana gerade seine erste weibliche Künstlerin unter Vertrag genommen. Für sie ist das etwas ganz besonderes, denn sie ist mit der HBO Serie des Labels aufgewachsen - „Def Jam Poetry“. Ein Poetry-Slam im Fernsehformat, gehostet von Rapper Mos Def, sechs Staffeln gab es davon.

Irfana hat ihre musikalische Laufbahn nämlich eigentlich mit traditionellem südindischen Gesang angefangen und dann in ihrer Uni-Zeit über die Poesie ihre Liebe zu Hip Hop entdeckt. Auf Def Jam Recordings waren außerdem einige der berühmtesten Hip Hop Acts unter Vertrag. LL Cool J und die Beastie Boys haben ihre Karriere zum Beispiel dort angefangen. Heute sind bei Def Jam Künstler wie wie Stormzy oder Teyana Taylor gesignt.

In Indien gehört Hip Hop aktuell zu den am stärksten wachsenden Genres und  Irfana hat sich sogar schon international in der Szene einen Namen gemacht. Das Vogue Magazine hat sie gerade in ihrer Reihe "Emerging Women in Hip Hop" gefeatured und ihre Songs sind in populären Serien wie "Im Your King" verwendet worden. In ihren Songs rappt sie über feministische Themen, aber auch über Anti-Faschismus oder die tamilische und muslimische Kultur. Ihr Sound ist sehr eingängig und stark von Pop geprägt. Über ihren neuen Plattenvertrag ist Irfana mehr als happy. Sie hofft, dass sie mit ihrer Musik andere junge Künstler inspirieren kann. Irfana sagt: "Es ist eine großartige Zeit, ein Hip-Hop-Künstler in Indien zu sein."   

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Erykah Badu: "Woke ist das neue Schwarz"

In ihrem Song "Master Teacher" von 2008 hat die Neo-Soul-Ikone schon "I stay Woke" gesungen. Damals war der Terminus noch nicht so allgemein verbreitet wie heute. Vor allem in den USA ist er mittlerweilezu einem politischen Kampfbegriff geworden. Deshalb hat Erykah Badu gerade nochmal klargestellt, was sie persönlich unter "Woke" versteht. Im Interview mit dem New Yorker Nachrichtensender MSNBC hat die Neo-Soul Ikone kritisiert, wie konservative Politiker das Wort für ihre Agenda benutzen. Damit meint sie Leute wie Ex-Präsident Trump, der von einem "Woke Faschismus" spricht, der laut ihm einmal die Nation zerstören würde. Oder den republikanische Gouverneur von Florida Ron DeSantis, der in einer Rede zuletzt gesagt hat er würde sich dem "Woke Mob" niemals ergeben, und Florida wäre der Ort an dem "Woke" einmal sterben würde.

"Woke" ist Ein Begriff der heute sehr unterschiedlich aufgeladen wird, der seine Roots aber im Kampf der Afroamerikaner für mehr Rechte hat. Er stammt ursprünglich aus der Racial Justice Bewegung. Ab den 1930er Jahren ging es darum innerhalb der Black Community gegenüber rassistischer Ungerechtigkeit wachsam zu sein. Heute wird "Woke"  aber auch anders verwendet. Oft meint man damit besondere Sensibilität für Diskriminierung generell oder ein besonders Maß an Aufgeklärtheit. "Woke" oder "Wokeness" ist mittlerweile Teil fast jeder Debatte, und der Terminus wird von der rechts-konservativen Seite eben auch negativ ausgelegt und instrumentalisiert.

Erykah Badu sagt im Interview wenn rechtskonservative Politiker "Woke" sagen, meinen sie eigentlich "Schwarz"; es sei nur ein anderer Begriff für "Thug". Für die Sängerin selbst bedeutet "Woke" vor allem, achtsam und aufmerksam zu sein. Badu sagt es heiße bewusst durchs Leben zu laufen, mit der Natur in Einklang zu sein, denn wenn man sich darauf einlasse, bekäme man alles mit, was vor sich ginge. Sie findet, dass dieses "Sich-bewusst-sein", das "Woke-Sein" nicht nur im politischen Bereich wichtig ist, sondern auch im privat persönlichen. Das ganze 50 minütige Interview gibt es mittlerweile auch zum Nachschauen auf Youtube, auf dem Kanal von MSNBC.

Lachgasverbot in UK

Im Vereinigten Königreich will die Regierung Lachgas verbieten. Das ist zum Beispiel in den Kartuschen zum Sahne aufschäumen, wird in der Partyszene aber auch als Droge inhaliert. Der Besitz oder Verkauf von Lachgas soll in Zukunft illegal sein. Die britische Regierung argumentiert mit der schädlichen Wirkung auf Gehirn und Nervensystem junger Menschen, aber auch mit dem Müll der durch die weggeworfenen Kartuschen entstehe. Expertinnen und Expertinnen, die sich mit Drogenkonsum beschäftigen, sehen darin jedoch keine Gründe, die Drogengesetze zu verschärfen. Das offizielle Gremium, dass die Regierung zu Drogenmißbrauch berät, hat der Regierung tatsächlich schon im Vorfeld geraten, statt auf ein Verbot besser auf Aufklärung zu setzen. Also zum Beispiel eine Kampagne, in der man junge Menschen über die gesundheitlichen Risiken von Lachgas informiert.

Der Psychiater David Nutt, Vorsitzender des unabhängigen Gremiums Drug Science geht sogar noch weiter. Er sagt. ein vernünftiger, gesundheitsorientierter Ansatz wäre, Lachgasbars als Alternative zu Kneipen zu eröffnen und 20 Kartuschen pro Person für den persönlichen legalen Gebrauch zuzulassen. Ester Kincová von der Transform Drug Policy Foundation, sagt, auch der angebliche Müll beim Konsum von Lachgaskartuschen sei kein Argument für das Verbot. Schon jetzt gäbe es gesetzliche Bestimmungen gegen die illegale Entsorgung von Müll.