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Elida Almeida: "Di Lonji"

Allen Widrigkeiten zum Trotz

Stand: 30.01.2023, 00:01 Uhr

Von der Newcomerin aus einfachen Verhältnissen zur wichtigsten Musikbotschafterin der Kapverden – Auf "Di Lonji" reflektiert Elida Almeida ihren hart erkämpften Erfolg und updatet die Musik ihrer Heimat.

Von Johannes Wolff

Elida Almeida: "De Lonji"

COSMO Album der Woche 30.01.2023 02:25 Min. Verfügbar bis 30.01.2024 COSMO


Elida Almeida ist heute - mit nur 29 Jahren - ein Superstar auf den Kapverden. Ihre charismatische Art und ihre kraftvolle, warme Stimme verzaubert - und inzwischen auch weit über den westafrikanischen Inselstaat hinaus. Mit modernen Songs in traditionellen Stilen wie Coladeira und Batuque führt sie die neue Generation kapverdischer Künstlerinnen und Künstler an.

Elida Almeida hat es aber nicht immer leicht gehabt. Sie hat ihren Vater mit nur acht Jahren verloren, schon als Teenager ein Kind bekommen. "Von zehn jungen Frauen aus meinem Heimatdorf schaffen es vielleicht zwei, sich zu verwirklichen", erzählt sie. Ihr neues, viertes Album hat sie "Di Lonji" genannt. Das bedeutet "von weit her" auf kapverdischem Kreol: "Es geht darum, wer ich bin, wo ich herkomme, wo ich bin und wo ich hin will". Elida Almeida hat einen weiten Weg zurückgelegt. Sie hat ihren Erfolg aller Widerstände zum Trotz erkämpft. Auf ihrem neuen Album verarbeitet sie die Widrigkeiten in ihrem Leben in intimen Songs. In "Kaminhu Lonji", aus dem sie auch den Albumtitel ableitet, beschreibt sie den Weg aus ihrem Heimatdorf im Inland der Insel Santiago in die Hauptstadt Praia.

Hommage an Wegbegleiter und die Musikkultur der Kapverden

Elida Almeida will mit "Di Lonji" auch etwas zurückgeben. Dondona ist eine Hommage an ihre Großmutter, bei der sie aufgewachsen ist: "Auf den Kapverden kümmern wir uns gerne um diejenigen, die sich um uns gekümmert haben." In Portugal, wo sie heute lebt, sei das nicht unbedingt so. Das habe sie zu dem Song inspiriert. Auch in ihrer neuen Wahlheimat Lissabon bleibt die Kultur der Kapverden die Hauptinspirationsquelle für Elida Almeida. Auf "Di Lonji" erneuert sie die Musiktradition ihrer Heimat.

Dafür hat sie neben ihrem langjährigen Weggefährten, dem Produzenten Hernani Almeida, auch Verstärkung von Beatmaker Momo Wang aus Abidjan geholt. Zusammen haben sie einen Soundmix aus organischem und elektronischem Material kreiert. So verpasst sie kapverdischen Klangfarben wie Funaná, Morna und dem fast vergessenen Tabanca-Stil ein Update. In "Djarmai" verschmilzt sie Coladeira mit Bossa Nova und Salsa zu einer Hommage an die Insel Maio, die sie als ihre zweite Heimat sieht.

Ihr Song "Morabeza" transportiert für sie die Essenz der kapverdischen Inseln: "Morabeza beschreibt das Lebensgefühl auf den Kapverden. Unser Klima, der Strand, die Sonne, die Authentizität unserer Leute, der Geschmack unserer Küche und natürlich die Musikalität, die förmlich in der Luft liegt. In jeder Wohnung gibt es jemanden, der singt, der ein Instrument spielt, der tanzt. Es ist unsere Lebensfreunde, die jede Barriere überwindet."


Elida ist sich ihrer Rolle als Musikstar bewusst. Sie setzt sich entschieden für Frauenrechte ein. Sie hebt die kapverdischen Frauen hervor und klagt Femizide an. Und sie bricht mit gesellschaftlichen Tabus in ihrer Heimat. In "Amigu" macht sie auf patriarchale Strukturen auf den Kapverden aufmerksam. In "Mexem" macht sie sich gegen sexuellen Missbrauch von Kindern innerhalb von Familien stark.

Mit "Di Lonji" befreit sich Elida Almeida auch von Selbstzweifeln und schöpft neuen Mut: "In der Corona-Phase habe ich mehrfach überlegt hinzuschmeißen, mich auf das Jura-Studium zu fokussieren und die Musik zum Hobby zu machen. Im Lockdown habe ich aber gesehen, wie sich die Menschen an die Musik geklammert haben, um sich mental über Wasser zu halten. Und das war eine große Inspiration für mich und hat mir neue Hoffnung gemacht."