Live hören
Jetzt läuft: MALHONNÊTE von Sally
Cover: David Walters: "Soul Tropical"

David Walters: "Soul Tropical"

Tropische Disco-Deepness

Stand: 06.03.2023, 00:00 Uhr

David Walters lädt in seine Tropen-Disco! Der Tausendsassa aus Marseille bringt auf "Soul Tropical" Singer-Songwriter-Vibes, karibische Grooves und Dancebeats zusammen. Mit viel Club-Atmosphäre und zahlreichen internationalen Collabos von Kuba über Brasilien bis Ghana.

Von Adrian Nowak

David Walters: "Soul Tropical"

COSMO Album der Woche 06.02.2023 02:38 Min. Verfügbar bis 05.03.2024 COSMO


Internationale Verbindungen prägen das Schaffen von David Walters. Der Franzose mit Wurzeln in der Karibik singt im kreolischen Französisch der Insel Martinique und auf Englisch. Seit 2005 mischt er seinen Singer-Songwriter Ansatz mit seiner Liebe für elektronische Beats, Disco, Deep House und afrokaribische Sounds. Außerdem war der charmante Sunnyboy Moderator einer Musiksendung und drehte u.a. eine Dokumentation über die Musiklandschaft von Kuba. Sein neues Album setzt seinen Global Disco-Ansatz fort, klingt aber elektronischer, clubbiger und fröhlicher als die Vorgänger. Eine Explosion der Gefühle nach dem Lockdown.

Global Disco

Dabei war der Lockdown für David Walters keine Zeit der Untätigkeit. Als seine Tour 2020 abgesagt wurde, nutzte er die freie Zeit um gemeinsam mit dem Koraspieler Ballaké Sissoko und dem Cellisten Vincent Ségal das Unplugged-Album "Nocturne" aufzunehmen. Das Album war ein intimes Werk und klang nach afrokaribischer Kammermusik. Der Nachfolger "Soul Tropical" ist nun die lebhafte Antwort darauf - David führt uns aus dem stillen Kämmerlein zurück in den Club.

Dieses Element beinhaltet Daten von Instagram. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Besonders offensichtlich wird das bei "Vansé Carnival", dass als "Vansé" bereits auf "Nocturne" zu hören war. Während die erste Aufnahme eher reduziert daherkommt, würzt er die Carnival-Version mit treibenden Drums und euphorischen Bläsersätzen - als würde eine New Orleans Brass Band beim karibischen Karneval spielen. Sehr tanzbar sind auch Floorfiller wie der funky Afro-Disco-Song "Jodia",  der Deep House-Stomper "Don't U" oder der Titeltrack "Soul  Tropical", der uns mit Slap-Bass und cheesy Bläsersätzen  unter die Discokugel entführt. Eine besondere Note bekommen die Songs oftmals durch die auf Kreol gesungenen Texte, und wenn David Walters mal auf Englisch singt, dann schimmert immer noch der charmante Akzent des Franzosen durch.

Best of both worlds

Den oftmals sehr clubbigen Sound entwickelt David Walters zusammen mit dem Produzenten Tom Excell, bekannt von seiner Arbeit mit Acts wie Onipa oder Nubiyan Twist. In dessen Sheffielder Studio entstand 2022 die EP "Bow Down", auf dem Album vertieften die beiden ihre Zusammenarbeit, mixten moderne Technik mit live gespielten Instrumente – Tom spielt auf vielen Stücken Bass, Gitarre, Keyboards oder Congas. Den nötigen Wumms verpasste der Produzent und Remix-Don Captain Planet. David und der Captain verschanzten sich zwölf Tage in dessen Garagenstudio in Los Angeles und mischten dort die Platte – das Ergebnis klingt druckvoll, klar und trotzdem nicht überproduziert.

Party und Politik

Doch in Davids Disco geht es nicht um Hedonismus oder Flucht aus dem Alltag. In "Jodia" beschreibt er eine karibische Abschiedszeremonie für geliebte Menschen. Inspiriert wurde das Stück vom Tod seiner Mutter, die aus Martinique stammt. In "Toxic Tropic" singt er über die "Rückseite" der Urlaubspostkarten und kritisiert Umweltverschmutzung bei der Produktion von Lebensmitteln in der Karibik. Ihm zur Seite stehen dabei der Spoken-Word-Poet Anthony Joseph aus Trinidad & Tobago und die Rapperin La Reyna aus Kuba.

Überhaupt sind die Gäste sehr wichtig für den afro-tropischen Soundentwurf von David Walters. Auf "Gimme Love" hört man den Ghanaer K.O.G., auf "Di Yo" singt er mit der Brasilianerin Flavia Coelho über Selbstbestimmung und hinterfragt die Rolle von Arbeit in unserem Leben.

Die Seele der Karibik

Neben tanzbaren Songs erschafft David Walters melancholische und tiefgehende Momente, unter anderem in "Klè"  und "An Lot Soley" mit seinen alten Weggefährten Vincent Ségal und Ballaké Sissoko. Das mystische "Night In Madinina" beschreibt ohne Worte eine magische Nacht auf der Karibikinsel Martinique, dafür mischt er treibende Drums mit betörenden  Flöten und jazzigen Orgelsounds. Ein Schlüsselstück ist "Light"; ein lockerer, akustischer Popsong im Stil von Jack Johnson. Ein Manifest seiner positiven Lebenseinstellung: "No more tears no troubles / Peace of mind / I wanna see clear /  So dont you try to put me down /  Stop the pain and let love shine".

David Walters erschafft mit "Soul Tropical" ein zuversichtliches Album für schwierige Zeiten. Keine platten Feelgood-Songs. Ein beeindruckend facettenreicher Mix aus poetisch-nachdenklichen Stücken und treibenden Hymnen voller Lebensfreude.