L’Opéra – Pariser Oper. Baletttruppe auf der Bühne

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"L’Opéra – Dancing in Paris" – Profi-Tanz mit Story

Stand: 22.12.2022, 17:23 Uhr

Bei Tanz-Fiction wird ganz auf starke Bilder gesetzt, die Handlung lässt da schonmal zu wünschen übrig. Bei dem französischen Ballett-Drama "L'Opéra – Dancing in Paris" ist das erfrischend anders: Hier überzeugen auch Figuren und Storytelling.

Von Noelle O'Brien-Coker

Zoé ist eine Étoile, wörtlich steht das für Stern, tatsächlich bedeutet es aber, dass sie Primaballerina an der berühmten Pariser Oper ist – und damit unkündbar bis zum 42. Geburtstag. Durch nicht überwundene Schicksalsschläge und eine Verletzung der vergangenen Jahren hat sie allerdings den Anschluss verloren: Sie feiert zu viel, trainiert zu wenig und wird von den Choreograf:innen kaum noch in Stücken eingesetzt. Der neue Intendant will sie deshalb kündigen und nebenbei den arbeitsrechtlichen Status der Étoiles zu deren Ungunsten reformieren. Für Zoé ist das der überfällige Wake-Up-Call, denn sie will nicht auch noch die Oper verlieren. Sie fängt wieder an, hart zu trainieren und sucht Verbündete.

Solidarität oder Star-Karriere?

Es kommt zum Rechtsstreit und zum Arbeitskampf. Gar nicht so einfach in einer so leistungsorientierten und konkurrenzreichen Branche wie dem Klassischem Tanz. Solidarität, der heftige Druck und Kampf gegen den eigenen Körper, die Frage der Reformierbarkeit der sogenannten Hochkultur Ballett – all diese Themen werden in "L'Opéra – Dancing in Paris" auf eine Art und Weise verhandelt, die auch für Menschen höchst unterhaltsam ist, die mit Tanz an sich nicht viel anfangen können.

Davon zeugt auch die Geschichte der zweiten Hauptfigur Flora, eine junge Ersatztänzerin, die sich an der Pariser Oper erst noch beweisen muss. Noch dazu ist sie Schwarz und stößt damit in der traditionsbewussten Oper schnell an die gläserne Decke. Denn Tradition bedeutet auch, rassistische Normen und Stereotype weiterzuführen, die es nicht so einfach zulassen, die Hauptrolle der "Giselle" oder auch nur einen der Schwäne im "Schwanensee" mit einer Schwarzen Tänzerin zu besetzen.

Putzfrau oder Schwarze Giselle?

Reformen an Oper und Ballett sind nun mal immer mit dem Risiko verbunden, alternde, aber gut zahlende Zuschauer:innen und Sponsor:innen zu verprellen. Von dieser Gratwanderung erzählt "L'Opéra – Dancing in Paris" aus unterschiedlichen Perspektiven. Dabei ist die Serie spannend, ohne reißerisch zu werden und arbeitet erfreulich wenig mit simplen Gut-gegen-Böse-Erzählungen. Die Zwänge und Visionen der Charaktere werden nachvollziehbar, selbst der Intendant kommt greifbar herüber – eine große Stärke der achtteiligen Serie, die als deutsche Free-TV-Premiere in ZDF neo lief und jetzt in der ZDF Mediathek zu finden ist.