Er selbst ist dagegen schon seit einiger Zeit im Lager. Er hat sich arrangiert. Er deckt Dächer. Unterhält sich mit den Nachbarinnen aus dem Frauenlager. Hört das Feuer, riecht den Rauch. Er baut mit anderen einen Fußballplatz, zwischen den Gleisen, dem Stacheldraht und den Baracken. Er hört die Gerüchte darüber, dass die Alliierten in der Normandie gelandet sein sollen. Er sät Salat und Knoblauch. Er klaut, verteilt und organisiert. Er will nur noch überleben.
von Tadeusz Borowski
gelesen von David Vormweg
Regie: Susanne Krings
Produktion: WDR 2025 / 57’
Redaktion: Natalie Szallies
Und jeden Tag sieht er die vielen, vielen Menschen, die den Weg hinaufgehen, den Weg zum Krematorium.
Am 8. Mai 1945 wurde Europa vom Nationalsozialismus befreit. Tadeusz Borowski, geboren 1922, wurde 1943 im besetzten Warschau verhaftet und ins KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. 1944 wurde er nach Dautmergen und dann nach Dachau verlegt, wo er am 1. Mai 1945 von amerikanischen Soldaten befreit wurde. Nach dem Krieg kehrte er nach Polen zurück und veröffentlichte mehrere Erzählbände. Er starb am 3. Juli 1951 an den Folgen eines Selbstmordversuchs.
"Menschen, die gingen" ist erschienen im Erzählband "Bei uns in Auschwitz" (Schöffling Verlag).