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Francis Poulenc

Werkeinführung: Francis Poulenc - Konzert d-Moll für zwei Klaviere und Orchester

Von Clemens Matuschek

Auch Francis Poulenc erfreute sich sicher an Ravels märchenhaften Klavierstücken, schließlich war er nur wenig älter als Mimi und Jean. Als Sohn eines erfolgreichen Pharmazie-Industriellen erhielt er standesgemäß Klavierunterricht. Allerdings erwartete der Vater auch, dass Poulenc in die Firma eintrat und die Musik nur mehr als Hobby betrachtete. Der Konflikt löste sich in seinem 18. Lebensjahr durch den Tod der Eltern; dem Klavierlehrer Ricardo Viñes fiel die Rolle eines väterlichen Mentors zu.

Viñes – selbst ein gefeierter Virtuose und eng befreundet mit Debussy und Ravel – führte seinen Schützling prompt in die Pariser Kulturwelt ein. Hier traf er den Schriftsteller und Musikkritiker Jean Cocteau, den exzentrischen Komponisten Erik Satie und weitere Gleichgesinnte, mit denen er sich zu einer losen Gruppe zusammenschloss, die bald als "Les Six" bezeichnet wurde. Sie teilten die Ablehnung des aufgeblähten spätromantischen Pathos, dem sie das Streben nach Einfachheit, Klarheit und Leichtigkeit entgegensetzten. Ravel stand ihnen eher skeptisch gegenüber; er meinte, sie sollten erst einmal ordentlichen Tonsatz lernen. Damit missverstand er zwar das Credo der Truppe, traf bei Poulenc allerdings voll ins Schwarze, der sich reumütig einen Kompositionslehrer suchte.

Leichtfüßige Eleganz und sprühender musikalischer Humor blieben dennoch (Gottseidank) die prägenden Kennzeichen von Poulencs Stil. Das zeigt sich auch im Klavier-Doppelkonzert von 1932, als der Komponist längst international anerkannt war. Es bringt zusammen, was auf den ersten Blick kaum zusammenpasst: Unterhaltungsmusik und Hochkultur, Rokoko und fernöstliche Exotik. Pate stand insbesondere Wolfgang Amadeus Mozart, den Poulenc "vor allen anderen Komponisten" schätzte. An seine Divertimenti und Serenaden erinnert der erste Satz, dessen Melodien allerdings auch den Musettes und Märschen aus Pariser Straßencafés und Cabarets abgelauscht sein könnten. Der zweite Satz verweist ganz konkret auf Mozarts Klavierkonzert KV 466 in derselben Tonart d-Moll. Im spritzigen Finale kommt dann noch die Klanginspiration durch das balinesische Gamelan-Orchester hinzu, das Poulenc auf einer Ausstellung französischer Kolonien kennengelernt hatte.

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WDR Sinfonieorchester Video 05.03.2019 02:27 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3