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Werkeinführung: Wolfgang Amadeus Mozart - Konzert Es-Dur für zwei Klaviere und Orchester KV 365

Von Oliver Buslau

Wolfgang Amadeus war nicht der einzige bedeutende Musiker, der den Namen Mozart trug. Sein Vater Leopold war Vizekapellmeister der Hofkapelle des Salzburger Fürsterzbischofs und Verfasser einer berühmten Violinschule, sein Sohn Franz Xaver sollte es zu einem angesehenen Klaviervirtuosen bringen. Vergessen wird in der Galerie berühmter Mozarts oft die 1751 geborene Schwester Maria Anna, genannt Nannerl. Sie war mit ihrem Bruder als Wunderkind am Klavier auf Konzertreisen gegangen, hatte am Instrument kaum geringere Erfolge erzielt als er. Doch eine Karriere kam aufgrund der Frauenrolle in ihrer Zeit nicht infrage. Sie heiratete, war jedoch bis ins hohe Alter hinein als Klavierlehrerin tätig.

Ein klingendes Dokument, das Nannerls Fähigkeiten erkennen lässt, ist das Konzert für zwei Klaviere in Es-Dur, das Wolfgang Amadeus Mozart für sich und seine Schwester komponierte. Es entstand Anfang 1779 in Salzburg – also nach der einflussreichen Reise des Komponisten nach Mannheim und Paris, von der er viele neue Eindrücke vor allem für die Orchesterbehandlung mitgebracht hatte. Im Konzert ist das an der großräumigen Formgestaltung und an der differenzierten Behandlung der Holzbläser erkennbar. Das Stück ist eine wichtige Etappe in Mozarts Fortentwicklung des Klavierkonzerts. In dieser Gattung sollte er in den Wiener Jahren ab 1781 ganz neue Kapitel aufschlagen. Gleichzeitig steht das Werk aber im Zusammenhang mit einer Experimentierphase, in der sich Mozart mit Konzerten für mehrere Soloinstrumente beschäftigte: so in der im Spätsommer 1779 entstandenen Sinfonia concertante für Violine und Viola. Im Jahr zuvor hatte der Komponist ein Konzert für Violine und Klavier begonnen, das jedoch Fragment blieb. Dass er sein Konzert für zwei Klaviere auch in Wien noch schätzte, zeigt ein Brief vom Juni 1781 an den Vater in Salzburg. Darin bat er ihn um die Zusendung des Werkes, das er dann im Augarten aufführte. Das zweite Klavier spielte seine Schülerin Josepha Auernhammer – wie Nannerl eine große Klavierbegabung und Komponistin, die freilich mehr Karriereglück hatte.