A
B
C
D
E
F
G
H
I
J
K
L
M
N
O
P
Q
R
S
T
U
V
W
X
Y
Z

Werkeinführung: Erich Wolfgang Korngold - Konzert D-Dur für Violine und Orchester op. 35

Von Norbert Hornig

Erich Wolfgang Korngold

Erich Wolfgang Korngold

Es gab sie immer wieder, komponierende "Wunderkinder". Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy gehörten dazu. Und gewiss auch Erich Wolfgang Korngold. Seinen ersten Klavier- und Harmonieunterricht erhielt der 1897 in Brünn geborene Korngold mit sechs Jahren, mit acht komponierte er zwei kleine Märchenkantaten ("Nixe" und "Gold"), über die auch Gustav Mahler staunte. Mit der Oper "Die tote Stadt" landete der 23-Jährige einen Welterfolg.

Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland nahm diese Blitzkarriere eine entscheidende Wende. Auf Einladung von Max Reinhardt ging Korngold 1934 in die USA, wurde amerikanischer Staatsbürger und schaffte den großen Durchbruch: als Filmkomponist in Hollywood. Er schrieb Musik zu zwanzig Filmen, überwiegend im Auftrag von "Warner Brothers". Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wandte er sich wieder klassischen Werkgattungen zu. Auf Wunsch des Geigers Bronisław Huberman komponierte er 1945 sein Violinkonzert op. 35. Der Solist der Uraufführung zwei Jahre später war jedoch nicht Huberman, sondern Jascha Heifetz. Das Werk schien wie für ihn geschaffen; auf einem einzigartigen Triumphzug machte er es in den amerikanischen Musikzentren von Los Angeles bis New York bekannt.

Das Konzert basiert auf thematischem Material aus vier früheren Filmpartituren Korngolds. Der markante Eröffnungsgedanke des ersten Satzes stammt aus dem Film "Another Dawn" (1937). Das sehnsuchtsvolle zweite Thema entlehnte Korngold aus "Juarez" (1939). Das Hauptthema des zweiten Satzes, der mit "Romance" überschrieben ist, stammt aus "Anthony Adverse" (1936). Das mit virtuosen Effekten blendende Finale schließlich lebt von einem Thema aus dem Film "The Prince and the Pauper" (1937). Im Violinkonzert ist Korngolds spätromantisch-nostalgischer Stil besonders deutlich ausgeprägt. Der Orchesterpart wirkt überbordend farbkräftig und entfaltet eine verschwenderische Klangpracht.