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André Jolivet - Concertino für Trompete, Streicher und Klavier

WDR Sinfonieorchester Video 30.11.2018 10:41 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: André Jolivet - Concertino für Trompete, Streicher und Klavier

Von Marcus Imbsweiler

Für den französischen Komponisten André Jolivet war Musik pure Magie, eine mystisch-kosmische Größe, mit der sich die Welt verzaubern ließ. "Diesseitige" Klänge schloss diese Haltung aber keineswegs aus, ganz im Gegenteil. Jolivets Concertino für Trompete etwa zelebriert Spielfreude auf höchstem Niveau.

Schon die Besetzung des Werks ist eigenwillig: Aus klanglichen Gründen muss sich die Trompete die Solistenrolle mit dem Klavier teilen. "Es hat die Aufgabe, dem einfarbigen Streicherklang einen gewissen 'Glanz' zu verleihen", so Jolivet. "Außerdem unterstützt es die Trompete bei exponierten Einsätzen." Im sechs Jahre später komponierten 2. Trompetenkonzert wirkt ebenfalls ein Klavier mit; dafür ist das Orchester dort ausschließlich mit Bläsern besetzt.

Das Concertino wurde 1948 von Claude Delvincourt, dem damaligen Leiter des Pariser Konservatoriums, in Auftrag gegeben. Es besteht aus einem einzigen Satz, der zwei Formideen miteinander kombiniert: die klassische Dreiteiligkeit (schnell–langsam–schnell) mit der Variationenfolge. Der ein wenig fahrig wirkende Beginn hat Einleitungscharakter; er mündet in die solistisch vorgetragene Naturtonreihe der Trompete (von g bis c3) – eine Art Besinnung auf die Wurzeln des Instruments, bevor das eigentliche Geschehen in Gang kommt.

Als Hauptthema präsentiert die Trompete ein burschikoses, gleichsam vor sich hin gepfiffenes Thema, dem sich fünf Variationen anschließen. Variation 1 kleidet das Thema in einen straffen Marschrhythmus, unterlegt mit fiebrigen Streicherakkorden. Dann werden die Rollen getauscht: Nun steuert die Trompete eine gedämpfte Triolenbegleitung zur Streicherdominanz bei. In Variation 3 verschwindet das Thema hinter atemberaubenden Repetitionsfiguren des Soloinstruments, bevor die Folgevariation einen Ruhepunkt bietet. Hier, im langsamen Abschnitt des Konzerts, steht alles im Bann der langen, selbstvergessenen Trompetenkantilene, die sich von mittlerer Lage in immer höhere, strahlendere Regionen aufschwingt. Nach und nach zieht das Tempo wieder an, bis eine kurze Klavierkadenz zur fünften Variation überleitet. Sie bildet den virtuosen Höhepunkt des Stücks – allerdings nicht ohne die ironische Volte, dass die beiden Soloinstrumente das Hauptthema zum Abschluss in einer glattgebügelten Version aus lauter Viertelnoten präsentieren.