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Edward Elgar an seinem Schreibtisch

Werkeinführung: Edward Elgar - Variationen über ein eigenes Thema op. 36 "Enigma-Variationen"

Stand: 01.04.2022, 08:00 Uhr

Von Norbert Hornig

Trotz einer Reihe von Achtungserfolgen sollten erst die sogenannten "Enigma-Variationen" Edward Elgar in die oberste Riege der Komponist:innen Großbritanniens emporsteigen lassen. In einem Brief vom Oktober 1898 an seinen vertrauten Freund August Johannes Jaeger, einen aus Düsseldorf stammenden Lektor des britischen Verlages Novello, findet sich der erste Hinweis auf dieses ungewöhnliche Werk. Da heißt es: "Ich habe einen Satz von Variationen (für Orchester) über ein eigenes Thema skizziert: Die Variationen haben mir Spaß gemacht, weil ich sie mit den Spitznamen einiger besonderer Freunde überschrieben habe. Sie sind Nimrod. Das heißt, ich habe die Variationen jeweils so geschrieben, dass ich die Stimmung des oder der 'Beteiligten' darstelle. Ich habe mir dabei einfach versucht vorzustellen, wie der bzw. die 'Beteiligte' die Variation geschrieben hätte – wenn er/sie dumm genug wäre, zu komponieren. Es ist ein kurioser Einfall, und das Ergebnis ist für die hinter den Kulissen amüsant genug und wird auch den Hörer nicht stören, der davon nichts weiß."

Das sind die "Enigma-Variationen": 14 Charakterstücke, die besondere Menschentypen beschreiben, in Form von scharfsinnigen Karikaturen oder auch liebevollen Porträts aus dem Kreis von Bekannten, Freund:innen und Kolleg:innen des Komponisten. Ihre kryptisch anmutenden Titel werden wohl nie ganz zu enträtseln sein. Elgars berühmtes Orchesterwerk steckt also voller Geheimnisse, was diese farbkräftige und magische Musik immer wieder interessant macht. Man kann sie natürlich auch genießen, ohne alles Hintergründige darin zu begreifen.

Die "Enigma-Variationen" erlebten am 19. Juni 1899 in der Londoner St. James’s Hall ihre Uraufführung unter der Leitung von Hans Richter. Der Erfolg bei Publikum und Kritik war durchschlagend, wenn auch die Widmung des Werkes, "To my friends pictured within", einige Verwirrung auslöste. Die "Times" merkte etwa an, es sei "für den Uneingeweihten offensichtlich unmöglich, die Bedeutung des Werkes zu erörtern".

Mehr zu Elgars "Enigma-Variationen"

Edward Elgar: Enigma-Variationen op. 36

WDR 3 Meisterstücke 18.04.2021 12:55 Min. Verfügbar bis 16.04.2031 WDR 3


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