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Johannes Brahms - Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18

WDR Sinfonieorchester Video 27.03.2019 34:59 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Johannes Brahms - 1. Streichsextett B-Dur op. 18

Von Tilla Clüsserath

Das Streichsextett op. 18 ist das Werk eines Siebenundzwanzigjährigen. Johannes Brahms komponierte es im September 1860 in Hamburg und Bonn und überließ seinem Freund, dem Geiger Joseph Joachim, die Uraufführung am 20. Oktober 1860 in Hannover. Joachim war es auch, der nach vorheriger Erprobung des Sextetts an Brahms schrieb: "So darf man Dir denn wieder einmal zur Vollendung eines Kunstwerks gratulieren, das seines Meisters Lob singt!"

Als sich Brahms dem Streichsextett zuwandte, stieß er auf eine Gattung mit wenig Vorbildern, die selten gepflegt wurde. Die Besetzung des Streichsextetts mit zwei Violinen, Bratschen und Violoncelli führt zu einem dunklen, vollen Klang, der vielleicht etwas "unmodern" anmutet. Jedoch vermag sich bei diesem Streicherensemble das erste Violoncello melodisch besonders zu entfalten, da es vom zweiten Violoncello in der Bassregion gestützt wird. Die Mittelstimmen tragen dementsprechend zur klanglich-harmonischen Verdichtung bei. Von allen diesen Vorzügen macht Brahms in Opus 18 reichlich Gebrauch.

Ebenso reizvoll ist die Transkription von Robert G. Patterson, der das Streichsextett zu einem Bläseroktett für jeweils zwei Oboen, Klarinetten, Hörner und Fagotte umgearbeitet hat. Henrik Rabien, Solo-Fagottist des WDR Sinfonieorchesters bemerkt dazu: "Die ungemein dichte Textur des Brahms‘schen Streicher-Satzes wird dabei durch die Verteilung auf acht verschiedene Musizierende (statt sechs) merklich aufgelockert, was den Blasinstrumenten sehr entgegenkommt: Die Tonarten liegen gut für die Bläser; die Bläser haben etwas mehr kleine Pausen zwischen den Phrasen, die den Ansatz auflockern und das dialogische Wechselspiel der Motive ("Bälle zuspielen") zwischen den acht Spielerinnen und Spielern wird noch intensiver angeregt."

Dem ersten Sonatensatz folgt ein "Andante, ma moderato" mit sechs Variationen über ein ernsthaftes, einfaches Liedthema. Vor dem Rondo-Finale bringt sich das nach Beethovenschem Vorbild gebaute Scherzo tänzerisch in wirbelnde Schwingung. Hier sind die im gesamten Streichsextett anzutreffenden folkoristischen Anklänge besonders stark vertreten.