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Ludwig van Beethoven - Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92

WDR Sinfonieorchester Video 14.06.2021 37:20 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3

Werkeinführung: Ludwig van Beethoven - Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92

Stand: 21.05.2021, 08:00 Uhr

Von Marcus Imbsweiler

Das Gemälde zeigt den jungen Beethoven. Zu sehen ist im Vordergrund ein ernst blickender, dunkel gekleideter und dunkelhaariger junger Mann, der sitzend zum Betrachter schaut und den rechten Arm von sich streckt.

Bis 1792 lebte Beethoven in Bonn

Im Dezember 1813, kurz nach der Leipziger Völkerschlacht, fand in Wien ein Benefizkonzert für österreichische Soldaten statt. Im Zentrum dieser patriotisch aufgeladenen Veranstaltung: Ludwig van Beethoven, von dem gleich zwei Orchesterwerke uraufgeführt wurden. Das eine, die Schlachtensinfonie "Wellingtons Sieg", machte aus Napoleons Niederlage großes Hörkino. Aber auch das andere neue Werk, die siebte Sinfonie, wurde von vielen als "politische" Musik gehört: als Freudentaumel einer befreiten Nation. Dass Beethoven die Sinfonie bereits einige Zeit zuvor (1811/12) komponiert hatte, tat dieser Interpretation keinen Abbruch.

Musikalisch bemerkenswert ist vor allem, wie konsequent hier ganze Sinfoniesätze aus kleinsten rhythmischen Zellen entwickelt werden. Ein punktiertes Motiv im ersten Satz, ein Schreitrhythmus im zweiten, eine Auftakt- bzw. eine Drehfigur in den Schlusssätzen – das sind die Elemente, aus denen Beethoven Themen formt. In den drei schnellen Sätzen führt das zu einem fast atemlosen Taumel, einem Berauschen an der Dynamik der Musik, die perfekt zur allgemeinen Begeisterung passte. Insofern kann man von der A-Dur-Sinfonie als dem ersten "Denkmal" für die Völkerschlacht sprechen.

Zum Denkmal gehört das Memento, die Erinnerung. An zweiter Stelle steht ein Trauermarsch, eine instrumentale Prozession in dunklen Orchesterfarben. Auch hier hat alles im Rhythmus seinen Ursprung, entwickelt sich aber ganz anders als das Geschehen im ersten Satz. Erwuchs die Musik dort, im Übergang von der Einleitung zum Hauptteil, ganz allmählich aus ungeformtem Material, wird hier ein fertiges Thema nach und nach aufgesplittert, fragmentiert, in seine Einzelteile zerlegt – bis hin zum "offenen" Schlussakkord.

Was also ist Beethovens Siebte? Ein Stück "absoluter" Musik, Architektur in Tönen – oder Spiegel der Epoche, Klang gewordener Freiheitsjubel? Nun, vermutlich beides, und noch viel mehr. Jede Zeit hat sich ihre eigene Interpretation dieses leidenschaftlichen Werks zurechtgelegt; für Richard Wagner war es schlichtweg die "Apotheose des Tanzes".