Frank Strobel, der zum Saisonauftakt sein Antrittskonzert als Chefdirigent des WDR Funkhausorchesters gibt, im Interview mit der Orchestermanagerin Corinna Rottschy über Leidenschaften, Träume und Pläne.
Warum passen Du und das WDR Funkhausorchester so gut zusammen?
Das WDR Funkhausorchester erfüllt die diversesten musikalischen Stile auf unglaubliche Weise mit Leben: sinfonische Musik, Jazz, Rock oder Rap, einfach alles! Für mich, der von der Renaissancemusik bis zum Techno mit sehr unterschiedlichen Genres zu tun hat, ist das tatsächlich eine optimale Ergänzung. Auf der einen Seite wollen wir dieses ungeheuer breite Repertoire, das uns quasi zu Füßen liegt, spielen. Andererseits möchten wir einiges ausprobieren und auch mal Grenzen sprengen. Und nicht zu unterschätzen: Auch menschlich klappt es bestens!
Du hast ein besonderes Verhältnis zur Filmmusik. Was bedeutet das für uns?
Frank Strobel
Ich bin sozusagen in einem Kino aufgewachsen, in München, wo meine Eltern ein Kino betrieben haben. Ich habe früh gelernt, Filme zu kleben und vorzuführen. Während die Vorstellung lief, kontrollierte ich die Vorführung vor allem über den Ton. Und dabei wurde mir die Rolle der Musik im Film klar: Filmmusik illustriert nicht nur, sondern erzählt und kreiert Räume. Es gibt so tolle Musik in diesem Genre – die gehört für mich auf jeden Fall in die Konzertsäle! Und einige grandiose Entdeckungen werde ich mit dem WDR Funkhausorchester garantiert auf die Bühne bringen, in meiner ersten Saison zum Beispiel Kompositionen von Charlie Chaplin.
Wie bist Du vom Film zur Musik gekommen?
Ich hatte eine Großmutter, die Pianistin war. Für mich ein Glücksfall, dass sie mich sehr spielerisch zum Klavier geführt hat, ohne irgendwelche Zwänge. Ich habe eine Pianistenausbildung gemacht und bin später zum Dirigieren gekommen. Die Musik hat mich nicht mehr losgelassen.
Inwiefern kannst Du mit dem Funkhausorchester die Fantasie der Menschen anregen?
Musik nehmen wir weniger durch den Kopf auf, sie geht direkt in uns hinein: durch den Bauch in unser Herz. Vieles passiert auch unterbewusst. Das WDR Funkhausorchester – das ist eher selten im Orchesterbereich – bewegt sich im ganzen Universum der Musik ohne Angst und Scheuklappen, mit viel Wissen und reich an Erfahrung. Ich bin überzeugt, dass viele unterschiedliche Menschen im WDR Funkhausorchester einen Partner finden, der die eigenen Musikwünsche erfüllt.
Musik hat sich verändert und die Möglichkeiten, Musik zu genießen ebenfalls. Was für eine Rolle spielt das für Dich?
Frank Strobel
Das WDR Funkhausorchester ist ja im WDR zu Hause. Und das bedeutet, dass wir Konzerte leibhaftig im Konzertsaal in Köln und anderen Städten spielen. Aber wir erreichen unser Publikum auch durch Konzertübertragungen im Radio und Fernsehen oder mit Musikclips auf den Social Media- Kanälen. Es geht einfach darum, Musik auf eine gute Weise zu machen und kreativ zu den Hörer:innen zu bringen.
Du bist, auch berufsbedingt, sehr viel unterwegs. Was bedeutet das für unser Publikum?
Ich gehe sehr gerne auf Reisen, denn Reisen bedeutet Bewegung, sich Neues erschließen, von anderen Kulturen lernen, den Blick öffnen. Und nun freue ich mich auf meine Reise mit dem WDR Funkhausorchester. Es ist ganz wichtig, dass wir nicht stehenbleiben, sondern uns weiterentwickeln. Wenn ich an das letzte Jahr zurückdenke mit der Corona-Situation, waren wir alle sehr festgesetzt. Umso wichtiger, dass wir nun den Blick weiten.