"Wir werden einander viel verzeihen müssen", sagte der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zu Beginn der Pandemie. Es folgten drei Jahre mit noch nie dagewesenen Einschränkungen, voller Leid und Hoffnung, mit großer Solidarität und bitteren Zerwürfnissen. Schulen wurden geschlossen, Ausgangssperren verhängt, eine Maskenpflicht wurde eingeführt. Menschen starben einsam, Verwandte, Liebende, Freundinnen und Freunde sahen sich zum Teil monatelang nicht. Positionen zur Gesundheitspolitik polarisierten wie selten zuvor Gesellschaft und Politik. Persönliche Beziehungen veränderten sich, der Ton wurde rau.
Nun sind die letzten Maßnahmen aufgehoben. Normalität kehrt zurück, und es scheint an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Nicht nur medizinisch gebe es einige Erkenntnisse, die aufgearbeitet werden müssten, schreibt eine Gruppe von Wissenschaftler:innen um die Virologen Stöhr und Schmidt-Chanasit, auch Expert:innen aus Soziologie, Psychologie, Rechts- und Geschichtswissenschaften sind dabei. Eine Kommission soll sich dem Gesundheits- und Bildungssystem, sowie wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen widmen. Ähnliche Forderungen haben auch andere erhoben, etwa FDP und CDU im Bundestag. Einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss wie ihn die AfD fordert, lehnen sie hingegen ab.
Welche Lehren können wir ziehen aus den vergangenen Jahren? Wie müssen wir dabei vorgehen: gesellschaftlich, politisch, aber auch persönlich? Was haben Sie ganz konkret gelernt aus dieser Zeit? Wo müssen Sie möglicherweise um Verzeihung bitten, und was müssten Sie anderen verzeihen? Brauchen wir eine zentrale Kommission oder braucht es eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung, die alle Bereiche einschließen muss?
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Gast: Dr. René Schlott, Historiker und Publizist in Berlin
Redaktion: Ulrich Horstmann, Heiko Hillebrand und Beate Wolff