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Ende November 2008 ist ihm wieder einmal der Kragen geplatzt: Nach 38 Jahren Parteizugehörigkeit erklärt Wolfgang Clement seinen Austritt aus der SPD. Er fühlt sich zu Unrecht gemaßregelt.
Unmittelbar vor der Landtagswahl in Hessen hat er im Januar 2008 in einer Zeitungskolumne vor den energiepolitischen Pläne der SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti gewarnt – und indirekt von deren Wahl abgeraten.
Parteifreunde werfen ihm daraufhin vor, als RWE-Aufsichtsrat ein "Lobbyist der Atomwirtschaft" zu sein. Clements Bochumer SPD-Ortsverein leitet ein Ausschlussverfahren ein. Die SPD-Bundesschiedskommission belässt es schließlich bei einer Rüge.
Clement ist aber dennoch tief gekränkt. Er fühle sich dadurch in seiner Meinungsfreiheit verletzt, heißt es in seinem Austrittsschreiben.
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Zum Tod von Wolfgang Clement - Bilder einer Polit-Laufbahn
Eigenwillig, unkonventionell, unbequem allemal: Als Politiker spaltete Wolfgang Clement die Geister wie wenige andere. 2008 sorgte er mit seinem Parteiaustritt für einen Eklat – und blieb auch danach umstritten. Jetzt ist er im Alter von 80 Jahren gestorben.
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Über Genossen empört
Auch politische Differenzen führt Clement als Begründung an. Er wirft der Parteiführung vor, sich nicht klar von der Linkspartei abzugrenzen. Zudem laufe die Wirtschaftspolitik der SPD auf eine "De-Industrialisierung unseres Landes" hinaus.

Der 'Superminister' mit Kanzler Schröder
Clement ist über den "Irrweg" der Genossen empört. Hatte doch er als "Superminister" unter Kanzler Gerhard Schröder (SPD) die umstrittene "Agenda 2010" umgesetzt – und nun fällt ihm aus seiner Sicht die eigene Partei mit Kurskorrekturen an den sogenannten Hartz-Reformen in den Rücken.
Stattdessen fordert Clement mehr Eigeninitiative und Wettbewerb: "Wir sind zu weit hineingeraten in den paternalistischen Wohlfahrtsstaat." Er wendet sich gegen einen gesetzlichen Mindestlohn und das Festhalten der SPD am geplanten Atomausstieg.
"Zeit meines Lebens sozialdemokratisch"
Innerparteiliche Gegner kritisieren Clement als neoliberal und werfen ihm eine Nähe zur FDP vor. Clement hingegen sieht sich selbst als wahren Sozialdemokraten: "Ich habe Zeit meines Lebens in meinem Verständnis sozialdemokratische Politik gemacht."
In seinem Austrittsschreiben erklärt er, sich auch weiterhin einmischen zu wollen – "nunmehr als Sozialdemokrat ohne Parteibuch".
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In einfachen Verhältnissen aufgewachsen
Clement, der am 7. Juli 1940 in Bochum geboren wurde, ist zwar als Sohn eines katholischen Baumeisters nicht in einem typischen Arbeiterhaushalt aufgewachsen. Aber er kennt einfache Verhältnisse aus eigener Erfahrung. "Es war ein Kampf ums Überleben", erinnert er sich später, "reich waren wir nie."
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Inhaltsverzeichnis
- Ausgewählter Teil: Teil 1/3 - Sozialdemokrat ohne Parteibuch: Wolfgang Clement ist tot
- Teil 2/3 - Landeschef, Spitzen-Genosse – und dann im Abseits
- Teil 3/3 - "Der große Zampano" sucht die Kontroverse
Stand: 27.09.2020, 20:00