Preise für Lebensmittel steigen noch weiter

Stand: 04.04.2022, 07:21 Uhr

Steigerungen von 20 bis 50 Prozent erwartet etwa Aldi bei seinen Einkaufspreisen in dieser Woche. Schon heute sollen Fleisch, Wurst und Butter bei Aldi Nord "deutlich teurer werden".

Butter der Eigenmarke dürfte so ab heute bei Aldi statt 1,65 Euro über 2 Euro kosten, etwa ein Drittel mehr. Nach Medienberichten werden auch bei Aldi Süd die Preise angezogen. Rewe hat mit seiner Discounttochter Penny für einzelne Warengruppen und Artikel ebenfalls höhere Verkaufspreise angekündigt.

"Wir sind aktuell mit einer Vielzahl von steigenden Kosten bei Rohstoffen, Energie und Logistik sowie Preiserhöhungen der Lebensmittelindustrie und Lieferanten konfrontiert", begründete ein Rewe-Sprecher die angekündigten Erhöhungen. Wann sie kommen und wie hoch sie ausfallen, stehe noch nicht fest. Die beiden Preistreiber in diesem Jahr seien vor allem die schon lange hohen Energiekosten und der Ukraine-Krieg.

Handelsverband: "Preissteigerungen werden zweistellig"

Der Handelsverband Deutschland warnt vor zweistelligen Preissteigerungen, nachdem bereits vor Beginn des Ukraine-Kriegs die Preise als Folge gestiegener Energiepreise um etwa fünf Prozent gestiegen seien. "Die zweite Welle an Preissteigerungen kommt, und die wird sicherlich zweistellig", warnte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser in der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

Zweistellig waren sie vereinzelt bereits im Februar - zumindest, wenn man ein Pausenbrötchen mit den Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegt hat. Das Brötchen und der Schnittkäse wiesen da mit einem Plus von sieben bzw. 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr nur relativ moderate Steigerungen auf, aber Ei (+16,3), Kopfsalat (+17,1), Butter (+20,4), Tomate (+27) und Gurke (+30,3 Prozent) sorgten insgesamt für einen satten Aufschlag.

Aldi hatte bereits vor zwei Wochen die Preise für etwa 160 Artikel erhöht, eine Woche später verteuerten sich 20 weitere Artikel. Auch andere Handelsketten zogen nach.

Aufgrund der Situation auf den Weltmärkten ließen "sich steigende Verkaufspreise in der gesamten Branche nicht immer vermeiden", teilte zum Beispiel Edeka vergangene Woche mit. Laut Ifo-Institut planen fast alle Firmen aus Deutschlands Nahrungs-Einzelhandel Preiserhöhungen.

Es wird wieder mehr gehamstert

Auf diese Preissteigerungen reagieren in den letzten Tagen und Wochen wieder einige Menschen, indem sie vermehrt Lebensmittel hamstern. Es gibt immer wieder Fotos von leeren Regalen, manche Supermärkte rationieren Mehl und Öl.

"Ich finde, die Leute sind sehr hektisch, als wenn's morgen nichts mehr geben würde", sagte eine Passantin vor einem Leverkusener Supermarkt dem WDR. "Ich war gestern einkaufen und da habe ich wirklich in jedem zweiten Einkaufswagen drei Flaschen Öl gesehen", so eine andere Passantin. Die Passantinnen und Passanten dort betonen, Hamstern sei unfair gegenüber alten Menschen, die nicht mehr so mobil sind, und Menschen mit geringem Einkommen, die sich so große Einkäufe nicht leisten können.

Wohlfahrtsverband: Armen helfen - durch Spenden an die Tafel

Die Preiserhöhung treffe nun vor allem die Menschen besonders hart, die Hartz-IV bezögen oder in der Altersgrundsicherung seien, so Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverband gegenüber dem WDR. "Man muss sich vorstellen, die haben als Single pro Tag nur fünf Euro zur Verfügung für Ernährung, für alles: Getränke, Essen. Oder ein Kind hat gerade mal drei Euro zur Verfügung für Ernährung den ganzen Tag." Der Verband fordere schon länger eine Erhöhung der Regelsätze.

Dieses Element beinhaltet Daten von Twitter. Sie können die Einbettung auf unserer Datenschutzseite deaktivieren.

Wer etwas tun wolle, um Menschen zu unterstützen, die eine Lebensmittelversorgung am dringendsten brauchten, der könne sich an die nächste Tafel wenden und dorthin spenden. "Da spende ich am besten Geld hin, denn diese Tafeln sind auch darauf angewiesen, dass sie Geldmittel haben, um die Lebensmittel zu transportieren."

VdK fordert Senkung der Mehrwertsteuer

Der Sozialverband VdK fordert wegen der stark steigenden Preise bei Energie und Lebensmitteln ein "Entlastungspaket, das auch an die Rentner denkt" und nicht nur an Erwerbstätige und Grundsicherungsempfänger.

Im Gespräch mit dem WDR sagte VdK-Präsidentin Verena Bentele am Freitag, dass sie den von der Bundesregierung eingeschlagenen Weg, den Sprit billiger zu machen, für "völlig falsch" halte. Er gebe bessere Möglichkeiten, wie etwa eine Senkung der "Mehrwertsteuer auf Arzneimittel sowie frisches Obst und Gemüse". Bei Wohngeldempfängern sollten zudem "die echten Energiekosten übernommen werden und nicht nur wie im Moment ein Teil davon", fordert Bentele.

Inflation vor allem bei Energiepreisen

Der Deutsche Bauernverband sieht mögliche Preiserhöhungen im Lebensmitteleinzelhandel als einen "notwendigen und folgerichtigen Schritt" - wichtig sei, dass das Geld auch bei den Betrieben ankomme. Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte, die Versorgung mit Lebensmitteln sei absehbar für ein Jahr gesichert. "Aber über diesen Zeithorizont hinaus ist es schwierig mit einer Prognose."

Für März hatte das Statistikamt erst kürzlich eine Inflation von voraussichtlich 7,3 Prozent vermeldet. Im Euroraum lag er bei 7,5 Prozent. Verantwortlich dafür war vor allem der extrem starke Anstieg der Preise für Energie, die sich zum Vorjahresmonat um 44,7 Prozent verteuerten. Lebens- und Genussmittel waren im März fünf Prozent teurer als vor einem Jahr.

Weitere Themen