Die Baumarktkette Obi hat wenige Wochen nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ihre 27 Märkte in Russland geschlossen und bekanntgegeben, sich vollständig vom dortigen Markt zurückzuziehen.
Drohender Enteignung zuvorgekommen
Um einer drohenden Enteignung durch russische Behörden zu entgehen, habe das Unternehmen die Filialen verschenkt, wie es am Mittwoch (13.04.2022) mitteilte. Die Auflage an den neuen Eigentümer: Die Marke Obi darf in Russland nicht weitergeführt werden.
Welche wirtschaftlichen Einbußen für die Kette damit einhergehen, sagte Obi nicht. Die Belegschaft in Russland betrug knapp 5.000 Beschäftigte. Das sind gut ein Zehntel der Gesamtbelegschaft.
Obi geht - andere bleiben
So radikal wie die Baumarktkette sind andere Unternehmen nicht. Der Chemiekonzern Bayer teilt mit, "diese brutale Aggression gegen ein souveränes Land" aufs Schärfste zu verurteilen. Dennoch gebe es ethische Gründe, zu bleiben.
Die Zivilbevölkerung müsse weiter mit Medikamenten - und Landwirte mit Saatgut versorgt werden, heißt es. Sonst werde die Zahl der Menschenleben, die dieser sinnlose Krieg fordere, nur vervielfacht.
Werbung, Sponsoring und Investitionen eingestellt
Bayer beschäftigt in Russland rund 1.800 Menschen und macht dort zwei Prozent seines Umsatzes. Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge einen Hilfsfonds für Menschen aus der Ukraine aufgelegt und jegliche Werbung und Investitionspläne in Russland gestoppt.
Genauso hält es auch der Konsumgüterhersteller Henkel mit Sitz in Düsseldorf. Das Unternehmen produziert an elf Standorten in Russland mit rund 2.500 Beschäftigten und erwirtschaftet mit ihnen einen Anteil von knapp fünf Prozent des Gesamtumsatzes.
Verantwortung für Bevölkerung und Angestellte
Von allen Unternehmen aus NRW erwirtschaftet der Handelskonzern Metro aus Düsseldorf den höchsten Anteil in Russland: mit knapp 100 Märkten und rund 10.000 Beschäftigten erzielt das Unternehmen knapp zehn Prozent des Gesamtumsatzes.
Das entspricht ungefähr 2,4 Milliarden Euro im Jahr. "Wir versorgen die Bevölkerung mit Lebensmitteln", rechtfertigt der Handelskonzern sein Verbleiben in Russland. Und: "Keiner unserer Angestellten ist persönlich für den Krieg in der Ukraine verantwortlich."