Gestiegene Nebenkosten: Das dürfen Vermieter - und das nicht

Stand: 29.04.2022, 15:19 Uhr

Wegen des Ukraine-Kriegs sind die Preise für Gas und Öl stark gestiegen. Viele Vermieter wollen nun die Nebenkosten erhöhen. Doch so einfach ist das nicht.

Die Inflation in NRW ist so hoch wie seit 1973 nicht mehr: 7,7 Prozent. Das macht sich auch in den Heizkosten bemerkbar. Manche Vermieter warnen ihre Mieter schon davor, dass die Nachzahlungen höher ausfallen als sonst.

Und zwar deutlich. Für den einen oder anderen könnte die Nachzahlung bis zu zwei Monatsmieten ausmachen, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch dem "Spiegel". Vonovia ist mit 565.000 vermieteten Wohnungen das größte Immobilienunternehmen im deutschsprachigen Raum.

Nachzahlungen von ein bis zwei Monatsmieten möglich

Der Vonovia-Pressesprecher Matthias Wulff erläuterte dem WDR das, was auf viele Mieter zukommen könnte, wie folgt: "Zum Beispiel haben wir eine Durchschnittmiete von ungefähr 450 Euro Kaltmiete für drei Leute in einer 65-Quadratmeter-Wohnung. Das können dann schnell mal 500 oder 1.000 Euro extra sein."

Viele Vermieter und Verwaltungen wie etwa LEG Immobilien aus Düsseldorf oder die Kölner Firma BlueArc schicken daher dieser Tage bereits Briefe an ihre Mieter. So wurden WDR-Informationen zufolge allen BluArc-Kunden angekündigt, die Vorauszahlungen zum 1. Juni um 30 Prozent zu erhöhen, wenn diese bei der letzten Abrechnung weniger als 150 Euro Guthaben hatten.

Vermieter dürfen unter dem Jahr die Nebenkosten nicht erhöhen

Es gibt hier aber rechtliche Grenzen. Denn Nebenkosten dürfen nur einseitig erhöht werden, nachdem eine Abrechnung erstellt wurde, bei der herauskam, dass die bisherigen Vorauszahlungen zu niedrig waren. In der Regel erhalten Mieter diese Abrechnungen zum Jahresbeginn. Einseitige Erhöhungen der Nebenkostenvorauszahlungen unter dem Jahr seien deshalb nicht zulässig, so der Deutsche Mieterbund NRW.

Der Mieterbund empfiehlt daher, sich die Schreiben ganz genau darauf hin durchzulesen, ob es sich um eine wirkliche Ankündigung handelt - die nicht zulässig wäre - oder nur um einen Vorschlag oder eine dringende Empfehlung. So wende sich die LEG "proaktiv mit einem persönlichen Anschreiben an besonders betroffene Mieter", denen man "eine Erhöhung der Vorauszahlungen anbiete, um den Kostenanstieg über die Monate abzufedern", sagte ein Sprecher dem WDR.

Heißt: Mieter können auf das Angebot eingehen, aber wer nicht will, muss auch keine höheren Nebenkosten zahlen. Zumindest jetzt noch nicht. Denn spätestens nach der nächsten Abrechnung zum Jahresende brauchen die Vermieter keine Einwilligung mehr.

"Der Preis-Hammer kommt nächstes Jahr"

Die Abrechnung könnte bei vielen Mietern für einen Schock sorgen. So warnt die Verbraucherzentrale, dass die Nebenkostenabrechnung in diesem Jahr die steigenden Energiekosten nur bedingt widerspiegeln werde. "Der Preis-Hammer kommt im nächsten Jahr auf die Verbraucher zu", sagte Energie-Experte Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW.

Auch André Juffern vom Deutschen Mieterbund rechnet mit stark steigenden Nebenkosten. Sein Rat: Zur Sicherheit Geld zurücklegen. "Wenn dann die Abrechnung kommt und man dann nicht sofort die Nachzahlung begleichen kann, sollte man im Einvernehmen mit dem Vermieter eine Lösung, also das Gespräch suchen."

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 28.04.2022 auch im Fernsehen: WDR Aktuelle Stunde, 18.45 Uhr.

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