Black Friday: Bewusster Konsum statt Kaufrausch

Stand: 29.11.2024, 06:00 Uhr

Am Black Friday geben Verbraucher Unsummen für unnötige Produkte aus. Der Netztrend "Underconsumption" wirbt für Zurückhaltung.

Von Andreas Poulakos und Pegah Tajalli

30, 40 oder 50 Prozent: Rund um den Black Friday ist es kaum möglich, sich dem medialen Dauerfeuer immer neuer Sonderangebote zu entziehen. Für den Handel ist der kollektive Kaufrausch eine der wichtigsten Termine des Jahres: Der Branchenverband geht davon aus, dass rund um den Black Friday bis zu sechs Milliarden Euro ausgegeben werden. Laut einer Umfrage des Handelsforschungsinstituts IFH wollen immerhin 46 Prozent der Online-Shopper auf Schnäppchenjagd gehen - vor allem in den Bereichen Elektronik, Technik und Kleidung.

Dass sich ein nicht kleiner Teil der Produkte im Nachhinein als Fehlkauf herausstellt, dürfte so gut wie jeder schon einmal erlebt haben: teure Kosmetik, die im hintersten Winkel des Badezimmerschranks Staub ansetzt und Kleidung, die völlig ungetragen in den Altkleidercontainer wandert. Zahlreiche Influencer bei TikTok und anderen Plattformen plädieren inzwischen für einen Weg aus der Konsumfalle. Unter dem Hashtag #Underconsumption werben sie für Mäßigung beim Shoppen: Keine Frau brauche mehr als zwei Lippenstifte, heißt es dort zum Beispiel. Und Sneaker müssten nicht sofort in die Tonne, wenn sie etwas ausgelatscht sind.

Gegen Impulskäufe

Alina Wiedemann (alinawiema) | Bildquelle: Alina Wiedemann

"Underconsumption bedeutet, dass man nicht mehr kauft, als man wirklich braucht", erklärt TikTokerin Alina Wiedemann im Gespräch mit dem WDR. In ihren Videos wirbt die junge Frau aus Krefeld für einen bewussten Umgang mit dem eigenem Konsumverhalten. Wichtig sei herauszufinden, was man in seinem Leben wirklich benötigt. "Und auch was zuviel ist."

Im Gegensatz zu früheren Minimalismus-Trends bedeutet Underconsumption nicht, Schränke zu entrümpeln und Dinge wegzuwerfen oder auszutauschen, die eigentlich noch völlig in Ordnung sind. Stattdessen sollen bereits vorhandene Produkte so lange genutzt werden, bis sie wirklich nichts mehr taugen. Das gelte besonders für Kosmetik, sagt Alina, aber auch für viele andere Waren.

Eher keine politische Bewegung

Aufrufe zum Konsumverzicht sind dabei nichts Neues. Bereits seit den 2000er-Jahren wird in Europa jeweils am Tag nach dem Black Friday der "Kauf-nix-Tag" ausgerufen. Mit dem dezidiert politischen Anspruch dieser kapitalismuskritischen Bewegung hat Underconsumption allerdings wenig zu tun. Es gehe vor allem um einen bewussteren Umgang mit den eigenen Wünschen und Gewohnheiten, meint Alina. "Ich finde es wichtig, sich bewusst zu machen, warum ich den Drang habe, etwas zu kaufen. Zum Beispiel ob ich einen Lifestyle mithalten möchte, der für eine Durchschnittsperson unrealistisch ist."

Unsere Quellen

  • Gespräch mit Alina Wiedemann (alinawiema)
  • TikTok

Über dieses Thema berichteten wir am 29.11.2024 auch im WDR Hörfunk: im WDR 5-Morgenecho.