Corona-Tests sollen Lockerungen ermöglichen

Stand: 04.03.2021, 11:57 Uhr

Corona-Tests sollen die ersten Lockerungsschritte flankieren - Selbsttests und Schnelltests. Das haben Bund und Länder beschlossen. Wie das praktisch funktionieren soll - und welche Hürden es gibt.

Der Lockdown wird zunächst bis zum 28. März verlängert, doch der Beschluss des Bund-Länder-Treffens vom Mittwoch enthält auch erste Lockerungschritte. Entscheidend dafür ist der flächendeckende Einsatz von Corona-Schnelltests. Jeder soll ab dem 8. März Anspruch auf einen kostenlosen Corona-Schnelltest pro Woche bekommen. Die Tests sollen in kommunalen Testzentren, aber auch bei niedergelassenen Ärzten gemacht werden können.

Systematische Tests soll es auch in der Wirtschaft sowie in Schulen und Kitas geben. In NRW bekommen Lehrer und Schüler einen Test pro Woche Präsenzunterricht. "Soweit möglich soll eine Bescheinigung über das Testergebnis erfolgen", so der Bund-Länder-Beschluss. Die Bundesregierung will sich mit der Wirtschaft noch in dieser Woche über Tests in Unternehmen beraten.

Unklar ist, wieviele Tests tatsächlich erhältlich sind und bestellt wurden. Die Teststrategie soll bis Anfang April schrittweise umgesetzt werden.

Unterschied zwischen Schnelltests und Selbsttests

Eingesetzt werden zwei unterschiedliche Corona-Tests: zum einen Schnelltests durch geschultes Personal, zum andern Selbsttests durch Laien. Die Frage, ob der Einsatz dieser Tests nächste Woche schon flächendeckend klappt, ist noch offen.

Für die Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sind vor allem die unkomplizierteren Selbsttests zukunftsweisend. Anders als die bisherigen Schnelltests sind diese derzeit aber größtenteils wohl noch Mangelware. Man werde sie jetzt "Zug um Zug beschaffen".

Selbsttests ab Samstag erhältlich

Seit der vergangenen Woche sind Corona-Selbsttests für den Hausgebrauch in Deutschland zugelassen. Ab Samstag will sie der Disounter Aldi deutschlandweit anbieten. Pro Kunde werde die Abgabemenge auf eine Packung begrenzt, damit möglichst viele Kunden zum Zuge kämen, teilten Aldi Nord und Aldi Süd am Mittwoch mit.

Eine Packung umfasst demnach fünf Tests für einen Nasenabstrich, der Preis beträgt 24,99 Euro pro Packung. Die Packungen sind direkt an der Kasse erhältlich. Vor Aldi hatten die Drogerieketten dm und Rossmann für die kommende Woche den Verkaufsbeginn für die zum Eigengebrauch gedachten Selbsttests angekündigt.

Welche praktischen Hürden gibt es bei den Schnelltests?

Neben der Verfügbarkeit der Tests gibt es noch weitere Hürden. So ist zwar geplant, dass die kostenlosen Schnelltests auch in Apotheken durchgeführt werden - allerdings ist fraglich, ob jede Apotheke das auch umsetzen kann: Es gibt hohe Arbeitsschutzanforderungen.

Beispielsweise brauche es einen extra Raum, und es müssten Mitarbeiter dafür abgestellt werden. Sie benötigten zudem entsprechende Schutzausrüstung, sagte Christian Splett von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) der Tagesschau.

Unklar ist auch, wie die Ergebnisse der Tests festgehalten werden. Im Gespräch ist eine App. Laut SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sei es aber zunächst einfacher, die Ergebnisse mit Formularen festzuhalten, bevor man eine App programmiere. Der Vorschlag weckt Erinnerungen an die Zettelwirtschaft, die beispielsweise durch Kontakt- und Registrierungslisten beim Gang ins Restaurant oder beim Reisen entstanden ist.

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Sobald eine App verfügbar ist, werden allerdings nicht alle Menschen die technischen Möglichkeiten haben, um das Ergebnis darüber abzurufen. Es ist im Gespräch, dass sie ihr Ergebnis per Brief erhalten könnten - das damit veraltet sein dürfte. Wird ein aktueller Test zur Voraussetzung, um am öffentlichen Leben teilzuhaben, würden diese Menschen ausgeschlossen.

Welche praktischen Hürden gibt es bei Selbsttests für Laien?

Die Selbsttests für Laien sollen vor allem bei einer hohen Virenlast gut funktionieren. Das heißt: Personen, die stark ansteckend sind, können rasch erkannt werden. Infizierte mit geringer Virenlast könnten hingegen nicht entdeckt werden.

Ein weiteres Problem: Da die Tests nicht von medizinisch geschultem Personal durchgeführt werden, liegt die Fehler- und Missbrauchsquote höher. Thomas Preis vom Apothekerverband Nordrhein rechnet damit, dass dies vor allem geschehen wird, wenn die Tests ohne vorherige Beratung angewendet werden. Das könne das Gesundheitssystem an anderen Stellen wieder belasten.

Und auch wenn die Tests korrekt durchgeführt werden, besteht die Gefahr, dass sie als "Freifahrtschein" genutzt werden: So mahnte Lauterbach davor, die Tests einzusetzen, um sich anschließend risikoreicher zu verhalten.

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