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Großer Zulauf bei den Ostermärschen? – Bleibt abzuwarten
Stand: 15.04.2022, 09:29 Uhr
Traditionell starten in Deutschland ab Gründonnerstag die Ostermärsche. Mit Demonstrationen, Fahrradtouren und Andachten werben Teilnehmende für Frieden und Abrüstung. Ein Gespräch mit Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative, unter welchem Stern die diesjährigen Ostermärsche stehen.
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Mitten in Europa tobt seit Wochen ein Krieg – die Ukraine steht seit dem 24. Februar unter Dauerbeschuss von russischen Militäreinheiten. Was in Deutschland der Friedensbewegung, die in diesem Jahr wieder ihre traditionellen Ostermärsche veranstaltet, großen Zulauf bringen müsste. Aber kommt es tatsächlich so? Ein Gespräch mit Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative in Bonn.
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WDR: Rechnen Sie bei den Ostermärschen 2022 mit einer höheren Teilnehmerzahl als in den Vorjahren?
Golla: Das ist schwer vorauszusagen. Es hängt von mehreren Faktoren ab. Nehmen Sie die Bilder von den Gräueltaten an Zivilisten in Butscha und in anderen ukrainischen Städten. Die Frage ist, welche Wirkung diese Bilder erzielen – machen sie einen ohnmächtig und damit tatenlos oder verleiten sie einen dazu, zu handeln und auf der Straße für Frieden zu demonstrieren?
WDR: Und welche Faktoren spielen sonst noch eine Rolle?
Golla: Es ist Ferienzeit. Viele möchten nach zwei Jahre Corona-Pandemie endlich mal wieder an Ostern verreisen und sich Urlaubsfreuden widmen. Da passt es dann oftmals nicht dem Demonstrieren für Frieden, auch wenn das theoretisch online möglich ist. Und dann gibt es noch einen ganz banalen Faktor. Nämlich das Wetter. Wenn es regnet, gehen nur die wenigsten vor die Tür.
Friedensdemonstrationen in NRW
Aufgrund des Einmarsches russischer Truppen in die Ukraine versammeln sich an vielen Orten in NRW Menschen, um Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung zu zeigen.
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WDR: Lassen sich denn Menschen heutzutage noch dazu mobilisieren, in Scharen auf die Straße zu gehen und für den Frieden zu demonstrieren?
Golla: Grundsätzlich ja. Unmittelbar nach Beginn des Ukraine-Kriegs sind in Berlin sage und schreibe 500.000 Menschen auf die Straße gegangen und haben ihrer Wut und Empörung über die russischen Angriffe Luft gemacht. Kurze Zeit später hatte es auch in anderen Städten, unter anderem in Stuttgart, vergleichsweise große Friedensdemos gegeben – aber mit deutlich weniger Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Eines der Probleme ist, dass wir in Deutschland so allmählich an den Punkt der Gewöhnung kommen und sich künftig, sollte der Krieg andauern, womöglich noch weniger Leute bei Friedensdemos einfinden.
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Hart aber fair. 28.02.2022. 01:21:21 Std.. UT. DGS. Verfügbar bis 28.02.2023. Das Erste.
WDR: Es gibt ja Aufrufe, Fahnen und Banner mit Friedenssymbolen ins Fenster oder vors Haus zu hängen.
Golla: Klar, das ist eine Möglichkeit, für Frieden zu demonstrieren. Aber die Frage ist ja, ob das im Internet-Zeitalter noch so angesagt ist, wo man schließlich auch Online-Petitionen für Frieden und Abrüstung unterzeichnen kann.
Friedensproteste und Anteilnahme bei den Paralympics
Sportschau. 05.03.2022. 02:23 Min.. Verfügbar bis 05.03.2023. Das Erste.
WDR: Apropos Abrüstung. Halten Sie es für vertretbar, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern?
Golla: Auch wenn die Welt derzeit durcheinander geraten ist – wir lehnen Waffenlieferungen ab. Natürlich sehen wir, dass die Ukraine angegriffen wurde und sich verteidigen möchte. Aber jetzt dem Land schwere Waffen zu liefern, das halten wir für den falschen Weg. Damit schraubt sich die Eskalationskurve nur weiter nach oben. Beide Seiten müssen endlich ihre Waffen niederlegen und auf diplomatischem Weg versuchen, eine Lösung zu finden.
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WDR: Das klingt gut, was Sie sagen, nur: Es sieht momentan nicht danach aus.
Golla: Gewalt ist niemals zielführend. Um den Druck zu erhöhen, dass endlich die Waffen ruhen, sollte der Westen eher noch einmal die Sanktionen als nicht miliitärisches Mittel verschärfen und zum Beispiel ein Embargo gegen russisches Öl und Gas verhängen. So schwierig das Thema Sanktionen auch immer ist.
WDR: Welches Signal soll von den diesjährigen Ostermärschen ausgehen?
Golla: Unsere Forderung nach Frieden und Abrüstung ist aktueller denn je, auch mit Blick auf die nukleare Abrüstung. Wir dürfen nicht müde werden, dafür einzutreten und zu werben.
Das Interview führte Sabine Meuter.
Über dieses Thema berichten wir auch im WDR 5 Morgenecho von Donnerstag, 14.04.2022.
Das Ende des Pazifismus bei den Grünen?
Westpol. 13.03.2022. 14:06 Min.. UT. DGS. Verfügbar bis 13.03.2023. WDR.