Über WhatsApp abgezockt: Betrugsmasche auch in NRW

Stand: 06.05.2022, 18:15 Uhr

"Mama, ich habe eine neue Nummer" - über eine solche WhatsApp-Nachricht von einer fremden Nummer wundern sich erst einmal die wenigsten. Dahinter stecken aber häufig Trickbetrüger.

Von Juliane Aldag

Der Ablauf des Betrugs ist immer ähnlich: Das angebliche Kind oder Enkelkind schreibt eine WhatsApp-Nachricht, dass es ein neues Handy hätte, weil das alte kaputt sei. Deshalb, so die Begründung, schreibe es mit einer neuen Nummer. Bald darauf folgt dann die Bitte, eine Überweisung für das vermeintliche Kind zu tätigen.

Betrüger geben sich als Angehörige aus

So auch in einem Fall in Essen: Die betroffene Frau erhielt eine Nachricht von ihrer angeblichen Tochter. Gleichzeitig hieß es, die "Tochter" habe ein Problem, sie könne eine Rechnung nicht bezahlen und benötige eine Online-Überweisung. In anderen Fällen kam die Forderung nach Geld erst später, wie die Verbraucherzentrale berichtet.

So habe eine ältere Dame aus Sachsen “banale Nachrichten hin und hergeschickt und danach kam die Bitte nach einer Überweisung.” Im Glauben, ein vertrauter Mensch - ihre Tochter - sitze am anderen Ende, wollte die Dame die Überweisung tätigen, wurde aber rechtzeitig stutzig, als ihr ein ausländischer Name als Empfänger genannt wurde. Ein ähnliches Vorgehen verzeichnen Polizeibehörden in ganz Deutschland, viele davon in NRW.

Notlage soll unter Druck setzen

Ein schwerer Unfall, drohende Gefängnisstrafen oder ähnlich emotional bewegende Notlagen werden von den Betrügern vorgetäuscht, um ihre Opfer unter Druck zu setzen. Die Betrüger fordern die Sofort-Überweisung eines in der Regel vierstelligen Geldbetrags an ein fremdes Konto. Die Rechtfertigung lautet, das eigene Online-Banking sei gesperrt oder funktioniere auf dem neuen Handy noch nicht.

Parallelen zum Enkeltrick

Vorgaukeln, ein Familienmitglied in Not zu sein - das erinnert an Enkeltricks, die Polizeibehörden schon lange beschäftigen. Dabei geben sich Betrüger ebenfalls als Angehörige aus, die Kontaktaufnahme erfolgt aber per Telefonanruf.

Das Phänomen “WhatsApp-Betrug” verzeichnet das Landeskriminalamt (LKA) in Nordrhein-Westfalen vermehrt seit dem vergangenen Jahr. Die Vermutung liege laut LKA nahe, dass der seit Jahren bekannte Enkeltrick als Vorbild für den WhatsApp-Betrug diene. "Das bedeutet aber nicht automatisch, dass das gleiche Täterklientel dahintersteckt, eben weil der Enkeltrick einen großen Bekanntheitsgrad aufweist und somit leicht kopiert/abgewandelt werden kann“, so eine Pressesprecherin. Es sind viele ältere Menschen betroffen, aber die Trickbetrüger haben es anscheinend auf WhatsApp-Nutzer aller Altersgruppen abgesehen. Genauere Angaben zu den Betroffenen werden von den Behörden nicht ausgewertet.

So kann ich mich schützen

Polizei und Verbraucherzentrale raten:

  • Unbekannte Nummern nicht einfach abspeichern, sondern vorher bei der/dem Angehörigen unter der alten Nummer nachfragen.
  • Misstrauisch sein, wenn Sie über Messenger-Dienste zu Geldzahlungen aufgefordert werden.
  • Rufen Sie vor einer Überweisung auf jeden Fall die Person, die vorgibt in Not zu sein, unter einer Ihnen bekannten Nummer an.
  • Rufen Sie im Zweifel immer die Polizei unter der 110 an.
  • Wenn Sie Opfer eines Trickbetruges geworden sind, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. (Machen Sie Screenshots vom Chatverlauf!)
  • Melden Sie sich auch schon bei einer örtlichen Polizeibehörde, wenn Sie einen Betrugsversuch erlebt haben.
  • Helfen Sie mit und informieren Sie vor allem ältere Menschen in Ihrem Umfeld über die Betrugsmasche.

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