Heilbäder in OWL hoffen: Endlich raus aus der Kur-Krise?

Stand: 07.07.2022, 08:07 Uhr

Die Corona-Pandemie war und ist auch für die sieben Heilbäder in Ostwestfalen-Lippe fatal. Das war nicht das einzige Problem. Doch es besteht offenbar die Chance, wieder aus der Krise zu kommen.

Von Arndt Möller

Verschiebbare Operationen fielen aus, folglich gab es weniger Reha-Maßnahmen. Ganze Kurkliniken mussten schließen, weil sowohl Patientinnen und Patienten als auch Beschäftigte an Covid-19 erkrankt waren.

Zur Zeit sind viele Reha-Kliniken wieder voll. Es gibt neue Angebote für Gäste. Außerdem können Hausärzte wieder leichter klassische Kuren zur Gesundheitsvorsorge verschreiben.

Kurpark in Horn-Bad Meinberg | Bildquelle: WDR

Horn-Bad Meinbergs schöner Kurpark liegt im sommerlichen Dornröschenschlaf. Plakate werben mit Bühnenauftritten von Schlagerstars, die früher einmal populär waren, in der Touristeninformation ist nichts los, gelegentlich genießen Menschen rund um den Brunnentempel die Sonne.

Bogenschießen und attraktive Angebote

Viel lebhafter geht es wenige Meter entfernt zu, in der Rose Klinik. Sie ist voll mit Menschen, die nach schweren Operationen wieder fit gemacht werden. Florian Höft aus Königs Wusterhausen in Brandenburg versucht sich das erste Mal im Leben am Bogenschießen. Der 30-Jährige hatte einen Snowboardunfall, brach sich dabei vier Wirbel. "Ich habe kein Gefühl mehr im Arm, das soll durch das Bogenschießen besser werden. Es macht auf jeden Fall Spaß", erklärt er.

Der Umgangston mit dem Therapeuten ist locker. Man duzt sich. Die Klinik-Direktorin hat den Umgang mit Pfeil und Boden selbst schon einmal ausprobiert. "Wir müssen unseren Gästen immer neue, attraktive Angebote machen", sagt sie.

Kur mit Hund

Neues Angebot: Kur mit Hund | Bildquelle: WDR

Das neueste dieser Angebote: Kur mit Hund. Barbara Schröder-Möring aus dem Oberbergischen Kreis begleitet eine Woche lang ihren 87 Jahre alten Vater Klaus, der zu Hause gestürzt war. Mit dabei: Hund Willy, mit 18 selbst ein Hundeopa. "Das ist nötig", erklärt Barbara Schröder-Möring: "So ein altes Tier kann man nicht für ein paar Tage bei Freunden abgeben. Hätte es das Angebot hier nicht gegeben, hätten wir eine andere Klinik suchen müssen." Sie hat ein eigenes Zimmer, zusammen mit Willy, der Vater wohnt in einem anderen Klinikgebäude.

Klassische Kuren sind wieder möglich

Und noch etwas stimmt viele in Horn-Bad Meinberg hoffnungsvoll. Für Menschen, die noch nicht erkrankt sind, aber fit bleiben wollen, ist es einfacher geworden, vom Hausarzt oder der Hausärztin eine klassische Kur verschrieben zu bekommen, so wie vor der Gesundheitsreform in den 1990er Jahren. Das Sozialgesetzbuch wurde geändert.

Horn-Bad Meinbergs neuer Kurdirektor Thorsten Brandt, seit einem Jahr im Amt, träumt schon vom großen Aufschwung. "Wir hatten hier früher 800.000 Gäste pro Jahr. Jetzt sind es halb so viele. Ich will, dass die Zahl sich wieder verdoppelt." Zwei Jahre noch, dann wird es deutlich vorangehen, glaubt er.

Andere Experten sind skeptisch

Brandts Kurdirektorkollege Michael Feiler aus Bad Salzuflen ist skeptischer. Ja, es gebe einen Aufwind bei den Kuren, zumindest einen ganz zarten, bestätigt er. Aber vielen Patientinnen und Patienten, vielen Ärztinnen und Ärzten sei gar nicht bekannt, dass klassische Kuren zur Gesundheitsprävention seit einem Jahr wieder verschrieben werden können. Sie seien aus dem Gesellschaftsgedächtnis verschwunden.

Der Hausarzt Dr. Thomas Bandorski aus Bad Wünnenberg, ebenfalls ein Kurort, sieht noch ein anderes Problem. Bezahlen müssten solche klassischen Kuren die Krankenkassen, aber die klagen aktuell über riesige Finanzprobleme.

Horn-Bad Meinbergs Kurdirektor sucht trotzdem engagiert nach Wegen aus der Kurkrise, plant mehr hundefreundliche Zimmer, ein Hundeauslaufgelände, dazu Gebäudesanierungen im Kurpark, ein Moortretbecken, er will neue Hotels ansiedeln und die Website überarbeiten lassen.