Crashtest-Studie aus Münster zu Wildunfällen: Bremsen und Lenkrad gerade halten!
Lokalzeit Münsterland. 24.04.2025. 01:45 Min.. Verfügbar bis 24.04.2027. WDR. Von Gianna Robert.
Unfallforscher nach Crashtests mit Wild: Bloß nicht ausweichen
Stand: 24.04.2025, 15:48 Uhr
Jetzt passieren sie wieder vermehrt: Crashs von Autos und Motorrädern mit Wildtieren. Meistens sind es Rehe. In Münster hat ein Unfallforscher dazu heute neue Erkenntnisse vorgestellt.
Von Detlef Proges
Ein oranger Kleinwagen rast mit 82 Kilometer pro Stunde über den Platz. Plötzlich schießt ein Reh hinter einer Wand hervor. Der PKW verreißt nach links, trifft das Tier mit der Seite, rutscht in einen Graben und überschlägt sich zwei Mal.
Diese dramatische Szene war heute nur ein Crashtest auf einem Firmengelände in Münster. Eine praktische Demonstration, wie man es als Autofahrer nicht machen sollte.
„Beim Auto ist die einzig richtige Reaktion: Vollbremsung und direkt draufhalten." Siegfried Brockmann, Unfallforscher
Verletzungsrisiko steigt beim Ausweichen
Der Crash-Experte hat für die Björn Steiger Stiftung untersucht, wie und wo es zu schweren Wildunfällen auf deutschen Straßen kommt, bei denen Menschen schwer verletzt werden oder sogar sterben.

Ein Ergebnis ist, dass knapp ein Viertel (23%) der PKW direkt mit dem Tier kollidiert. Diese Fahrer haben also weitgehend richtig reagiert. „Alle Sicherheitsassistenzsysteme wie ABS und Airbag sind auf solche Kollisionen ausgelegt,“ sagt der Unfallforscher.
Wenn ein Autofahrer versucht auszuweichen, steige das Risiko für schwere Verletzungen. Allerdings kommen auch viele Autofahrer von der Fahrbahn ab, weil sie das Steuer doch noch rumreißen und kollidieren dann mit einem Hindernis.
Viele bisherige Maßnahmen wirkungslos
Die meisten Wildunfälle passieren mit Rehen, gefolgt von Wildschweinen. Und diese Tiere lassen sich kaum davon abhalten, auf die Straße zu laufen. Wirklich wirksam sei nur ein Wildschutzzaun, der an der Straßen entlang gebaut wird.
Alles andere wie sogenannte Wildreflektoren an den weißen Straßenbegrenzungsposten oder auch Duftstoffe, die Tiere verjagen sollen, seien wirkungslos, ist sich Unfallforscher Brockman sicher: „Diese Dinge beeindrucken bedauerlicherweise nicht das Wild.“
Hinweisschilder bringen wenig

Auch Hinweisschilder auf Wildwechsel seien weitgehend sinnlos. Um sich vor einem Zusammenprall mit Wildtieren zu schützen, müsste man sehr langsam fahren auf der Landstraße, so Brockmann.
Motorradfahrer besonders betroffen
Die meisten Unfälle mit Wild passieren nach der Untersuchung in der Dämmerung und Nachts. Rund 38% aller Zusammenstöße passierten mit Motorrädern. Damit seien Zweiräder überproportional oft beteiligt.
Unfallforscher Brockmann empfiehlt, dass Autos mit Infrarot-Sensoren ausgestattet werden, die Tiere auch hinter Büschen erkennen können. Kombiniert mit einem Notbremsassistenten könne das die Sicherheit deutlich erhöhen.
Auch müssten mehr Fahrer an Sicherheitstrainings teilnehmen. Denn nur theoretisch zu wissen, wie man reagieren muss, wenn plötzlich ein Reh auf die Straße rennt, reiche nicht. Schließlich habe man nur wenige Bruchteile einer Sekunde Zeit zur reagieren.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Björn-Steiger-Stiftung