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Die Verbreitung des Coronavirus im Tönnies-Schlachtbetrieb ging laut einer Studie, die am Donnerstag (23.07.2020) veröffentlicht wurde, von zwei Mitarbeitern aus. Sie sollen Kontakt zu Westfleisch-Personal gehabt haben, als dort das Coronavirus schon ausgebrochen war. In diesen Tagen, so die Wissenschaftler, soll es dann zu einem sogenannten Superspreading-Event gekommen sein, bei der die Mitarbeiter ihre Kollegen angesteckt haben sollen.
"Die Umstände, wie wir sie damals hatten, sind natürlich andere als heute. Ein Superspreader, der heute im Betrieb wäre, würde durch die Abstände, durch die Masken, durch die Hepa-Filtration nicht mehr dieses Unheil anrichten", erklärte Tönnies Sprecher André Vielstädte.
Infektionskette begann bei Westfleisch
Der Tönnies-Konzern soll davon gewusst haben, ließ aber ARD-Informationen zufolge beide Männer noch zwei weitere Tage im Betrieb arbeiten. Zurückzuführen ist diese Entscheidung möglicherweise auf die Information, die beiden Männer hätten einen Gottesdienst besucht, in dem auch andere Werkvertragarbeitnehmer teilgenommen hätten. Nach WDR-Recherchen ist die Infektionsgefahr auf der Grundlage eines älteren Kenntnisstands über Infektionsketten womöglich unterschätzt worden.
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Nachgewiesen wurde, dass die bei Tönnies gefundenen Virussequenzen zuvor in einem Werk einer Westfleisch-Tochter in Dissen in Niedersachsen auch eine Rolle gespielt haben, sagte der Professor.
Luftumwälzung und schwere körperliche Arbeit
Das an der Studie beteiligte Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig teilte mit, dass sich das Coronavirus unter Bedingungen, wie sie im Tönnies-Schlachtbetrieb beim Corona-Ausbruch geherrscht haben, noch weiter verbreiten kann, als bisher angenommen.
Bedingungen förderten Aerosolübertragung
Die hauptsächliche Übertragung habe im Zerlegebereich für Rinderviertel stattgefunden, wo Luft auf zehn Grad Celsius gekühlt werde.

Neue Belüftungsanlage im Tönnies-Werk Rheda-Wiedenbrück
"Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Bedingungen des Zerlegebetriebs - also die niedrige Temperatur, eine geringe Frischluftzufuhr und eine konstante Luftumwälzung durch die Klimaanlage in der Halle, zusammen mit anstrengender körperlicher Arbeit - die Aerosolübertragung von SARS-CoV-2-Partikeln über größere Entfernungen hinweg förderten", sagte Grundhoff.
Außerdem müssten, so Julia Polke aus der WDR-Wissenschaftsredaktion, die Arbeiter gegen den Lärm anschreien. Dies bedeute eine erhöhte Aersolproduktion.
Wohnsituation nicht entscheidend
Die Wohnsituation der Arbeiter spielte der Studie zufolge während der untersuchten Phase des Ausbruchs keine wesentliche Rolle, so die Forscher. Adam Grundhoff, Mitautor der Studie, sagte der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf das Ergebnis: "Damit ist ein Superspreader-Vorgang für den Ausbruch bei Tönnies gefunden."
Das Tönnies-Werk in Rheda-Wiedenbrück ist Deutschlands größter Fleischverarbeitungskomplex. Dort hatten sich weit mehr als 2.000 Menschen mit dem Virus infiziert.
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Stand: 24.07.2020, 12:23