Windrad in Vellern bei Beckum gesprengt

Lokalzeit Münsterland 30.03.2023 02:32 Min. Verfügbar bis 30.03.2024 WDR Von Dominik Hamers

Windkraftanlage in Beckum gesprengt

Stand: 30.03.2023, 20:00 Uhr

In Beckum ist am Donnerstagvormittag ein 240 Meter hohes Windrad gesprengt worden. Grund waren gravierende Konstruktionsfehler, die in Haltern vor genau anderthalb Jahren einen Windrad-Einsturz verursacht hatten.

Schon drei Minuten vor der auf 10 Uhr terminierten Sprengung ertönte der Knall in den Beckumer Bergen. Dann eine kurze Pause, danach brach der Betonturm in sich zusammen. Alles planmäßig und wie erhofft ohne Panne. "Wieder ein paar Millionen weg", rief ein Schaulustiger, als die riesige Staubwolke nach der Sprengung weg und der Blick auf den Haufen aus Betonresten und Rotoren frei war.

Windrad-Sprengung in Beckum-Vellern

WDR Studios NRW 30.03.2023 00:46 Min. Verfügbar bis 30.03.2024 WDR Online


Schaulustige stehen vor einem Traktor.

Schaulustige hatten es sich bequem gemacht

Den besten Platz hatten sich Mitarbeiter einer benachbarten Werkstatt gesichert. An den Rand der Sperrzone rund um das Windrad hatten sie eine Couch gestellt. "Sowas sieht man bestimmt nur einmal im Leben", sagte einer - ausgestattet mit einem Kaltgetränk. 

Windkraftanlage in Beckum gesprengt

In Beckum-Vellern ist am Donnerstagvormittag ein 240 Meter hohes Windrad gesprengt worden. Grund waren gravierende Konstruktionsfehler, die in Haltern vor genau anderthalb Jahren einen Windrad-Einsturz verursacht hatten.

Die Windkraftanlage musste gesprengt werden, weil ein kontrollierter Abriss aufgrund Einsturzgefahr nicht möglich war.

Überpünktlich um 9.57 Uhr dann der Knall und die Detonation.

Von Weitem sah es kurz so aus, als schwebte der Rotor in der Luft.

Dann sackte der Turm ganz in sich zusammen.

Übrig blieb eine Ruine, die nun abgetragen werden muss.

Einige Schaulustige von den umliegenden Bauernhöfen und aus Vellern verfolgten die Sprengung.

Die Sprengung verlief wie geplant und ohne Panne.

Einsturz in Haltern

Zerstörtes Windrad im Wald.

In Haltern war ein baugleiches Windrad eingestürzt

Die Sprengung ist Folge eines Unglücks, das sich genau vor anderthalb Jahren bei Haltern ereignete. Damals war die Rotoranlage des Windrades in einem Waldgebiet regelrecht abgebrochen. Nach einem Jahr gab der Hersteller Nordex bekannt, dass Schwachstellen in bestimmten Spannbeton-Teilen des Turmes zu dem Unglück geführt hätten.

Zweite Anlage wird ebenfalls abgebaut

Am Standort in Beckum-Vellern standen bisher zwei Windräder dieses Typs, von denen das eine gesprengt werden musste. Eine vorherige Demontage beispielsweise der Wind-Turbine wäre in diesem Fall zu unsicher, so ein Nordex-Sprecher.

Windkraftanlagen vor bewölktem Himmel.

Beide Beckumer Anlagen verschwinden

Beim zweiten werden vor der geordneten Sprengung zunächst die Turbine und die Rotorblätter abgenommen. Das Gelände der Windanlagen in Sichtweite der Autobahn 2 ist schon seit Längerem wegen der Absturzgefahr weiträumig abgesperrt.

Insgesamt 21 unsichere Anlagen bundesweit

Nachdem im September 2021 ein Windrad in Haltern am See eingestürzt war, hat der Betreiber Nordex 21 Windräder in insgesamt zehn Anlagen aus dem Verkehr gezogen. 16 davon sind bereits gesprengt oder demontiert worden. Im Februar hat Nordex bereits ein Windrad in NRW abreißen müssen. Auf der rekultivierten Fläche des Tagebaus Garzweiler in Jüchen wurde eine baugleiche Anlage gesprengt.

Neuaufbau geplant

Nordex versichert, dass es noch in diesem Jahr Ersatz für die beiden Windräder geben wird: "Ziel aller Projektpartner ist es, die zwei Anlagen des Windparks sicher und vollständig rückzubauen, um möglichst schnell und jeweils an gleicher Stelle Turbinen erneut zu errichten", so ein Unternehmenssprecher. Das Sanierungskonzept sieht den Austausch der Betontürme vor, um die Turbinen schnellstmöglich wieder in Betrieb nehmen zu können.

Bis Ende des Jahres will Nordex alle betroffenen Anlagen abgebaut haben. Im Münsterland sind nach Auskunft des Betreibers keine weiteren Anlagen betroffen. 

Über dieses Thema berichten wir am 30.03.2023 in der Lokalzeit Münsterland auf WDR 2 und im WDR Fernsehen.