Nach Hungerstreik: Spender schenkt Rollstuhl

Lokalzeit Münsterland 11.05.2023 02:38 Min. Verfügbar bis 11.05.2025 WDR Von Rolf Heutmann

Borkenerin kämpft mit Hungerstreik für Rollstuhl

Stand: 11.05.2023, 20:29 Uhr

Monatelang hat Sylvia Stütz gegen die Krankenkasse und für Ihren Sohn gekämpft. Erfolglos. Erst als sie in den Hungerstreik tritt, kommt Bewegung in die Sache - aber anders als gedacht.

Von Rolf Heutmann

Drei Tage lang steht Sylvia Stütz mit ihrem Plakat vor dem Büro der Krankenkasse in Borken. Sie weiß anders nicht weiter, sie isst nichts mehr, sie ist im Hungerstreik. Die Hoffnung auf eine Wende im lange schwelenden Streit treibt sie auf die Straße: "Es ist alles gescheitert. Es zeigt die Verzweiflung nach diesen vielen Monaten. Mir erscheint ein Hungerstreik erträglicher, als jeden Tag nur mitanzusehen, wie es ihm geht."

Glasknochenkrankheit - schon mehr als 100 Brüche

Daniel Stütz liest ein Buch.

Daniel hat schon mehr als 100 Knochenbrüche erlitten

Ihr Sohn leidet unter der Glasknochenkrankheit. Er braucht dringend einen bestimmten Rollstuhl. Er hat das Haus lange nicht mehr verlassen. Knochenbrüche sind bei ihm nahezu an der Tagesordnung: "Finger, Zehen brechen leicht. Manchmal reicht es schon, einen Handschuh falsch anzuziehen." Mehr als 100 Knochenbrüche zählt der 30-Jährige auf. Arme, Beine, in seinem Rücken sind sieben Wirbel zerstört. Er ist gelernter Fachinformatiker, jetzt schon länger Frührentner und lebt dauerhaft mit erheblichen Schmerzen.

Streit um den passenden Rollstuhl

Die Techniker Krankenkasse will ihm einen Rollstuhl bewilligen. Der kostet 33.000 Euro. Daniel hat ihn getestet und sagt, dass er nicht darin sitze könne. "Die Schmerzen werden größer als kleiner." Getestet hat er aber auch ein anderes Modell. Das ist 11.000 Euro teurer. Allerdings könne er darin lange gut sitzen. "Und es fängt Stöße besser ab, schützt mich also. Außerdem sind Barrieren damit kein Problem mehr. Bordsteinkanten können mir egal sein und ich kann damit sogar Treppen bewältigen."

Die Krankenkasse hat bislang alle Anträge abgelehnt. Auf WDR-Anfrage am Donnerstag (11.05.2023) hat sie nicht nicht reagiert. Daniel und seiner Mutter soll sie geraten haben, gegen die Entscheidungen klagen zu können. Offenbar ist sie zu keinem Kompromiss bereitet.    

Doch noch ein Happy-End - aber anders als gedacht

Wie aus dem Nichts kommt die Wende für Daniel. Allerdings nicht von der Krankenkasse. Zwei Unternehmer aus dem Kreis Borken haben vom Hungerstreik seiner Mutter gehört. Sie wollen helfen und für die Kosten für den gewünschten Rollstuhl aufkommen. An die große Glocke hängen wollen sie das nicht. Sie wollen nur helfen. Daniel ist baff und kann sein Glück kaum fassen. Der Hungerstreik ist damit beendet und der Protest hatte Erfolg, wenn auch anders als gedacht.