Mehrere Beamte stehen neben einem Polizeitransporter und nehmen eine Person fest

Bielefelder Berufskolleg: Mutmaßlicher Amoktäter war Polizei bekannt

Stand: 07.07.2022, 14:37 Uhr

Der 20-jährige Mann, der vor zwei Wochen bewaffnet in einer Schule Lehrkräfte und Schüler bedroht haben soll, war der Polizei bereits als möglicher Gefährder bekannt.

Laut NRW-Innenministerium hatte die Polizei Ende 2021 Hinweise von einer Mitarbeiterin einer Bibliothek bekommen. Ihr sei aufgefallen, dass der Mann zu Amoktaten recherchiert habe. Den Verdacht meldete sie der Polizei. Seitdem habe man den 20-Jährigen in den Fokus genommen, sagte ein Sprecher. Man habe gesehen, dass er auch im Internet mit Straftaten gedroht hätte. Zwei Mal sei er außerdem durch Landendiebstähle aufgefallen.

Gefährdenansprache für 20-Jährigen

Die Bielefelder Beamten hatten den Mann daraufhin aufgesucht und eine Gefährderansprache durchgeführt. Bei solchen Gesprächen werde laut Polizei Bielefeld eine Gefahrensituation benannt, besprochen und versucht zu entschärfen. Außerdem werden mögliche Konsequenzen und Konfliktlösungen aufgezeigt. In diesem Fall habe die Polizei einen Betreuer des 20-Jährigen miteinbezogen.

Man habe ihm die Folgen möglicher Straftaten erklärt. Gesundheitsamt und Betreuung in Bethel seien dann eng in einem Erfahrungsaustausch eingebunden gewesen. Die Polizei hielt den Mann zwar für psychisch auffällig, aber stabil. Der 20-Jährige soll Ende Juni mehrmals mit einer Schreckschusspistole auf die Tür des Lehrerzimmers geschossen haben. Jemand habe daraufhin in der Schule den Notruf abgesetzt. Die Polizei hatte den Vorfall als mögliche Amoktat eingestuft.

Mutmaßlicher Täter in forensischer Psychiatrie

Beamte verhafteten den mutmaßlichen Täter auf dem Dach der Schule. Sie stellten Molotowcocktails, zwei Schreckschusswaffen mit 40 bis 50 Schüssen Munition und einen Dolch sicher. Um weitere Hinweise auf das Motiv des Täters festzustellen, hatte die Polizei auch das Zimmer des 20-jährigen Tatverdächtigen in einer Betreuungseinrichtung durchsucht. Der Beschuldigte soll psychisch vorerkrankt sein und ist jetzt in einer forensischen Psychiatrie untergebracht.

Offenbar hatte der Verdächtige seine Tat in einem Video angekündigt. Es ist aber nicht klar, warum der Bielefelder das Berufskolleg Senne auswählte. Er ist dort kein Schüler und war es auch nicht.

Lob für Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonal

Die Polizei lobte am Montag die Menschen in der Schule. Sie hätten sich vorbildlich verhalten. Die Schülerinnen und Schüler seien sofort in die Klassenräume gegangen und hätten die Türen verriegelt. Außerdem hätten sie keine Fotos und Videos in den sozialen Medien gepostet.

Am Montag gab es an der Schule ein Gesprächsangebot für die Betroffenen.

Schule evakuiert

Im Rahmen der Polizeiaktion war das Gebäude am Freitag vollständig evakuiert worden. Denn zu dem Zeitpunkt war nicht klar, ob eine oder mehrere Personen geschossen hatten. Zwischenzeitlich war auch der Stadtbahnverkehr in Richtung Senne eingestellt.

Einstufung als Amoktat

Die Einstufung als Amoktat bedeutet, dass alle verfügbaren Kräfte zum Einsatzort fahren. Ein Spezialeinsatzkommado überprüfte das Außengelände und drang ins Schulgebäude ein. Auch ein Polizeihubschrauber kam zum Einsatz. Verletzte gab es nicht. Bereits am Freitag befragte die Polizei Schüler und Augenzeugen, die die Tat mitbekommen haben sollen.

Schüsse an Berufskolleg in Bielefeld

00:52 Min. Verfügbar bis 24.06.2024