Deutsch-Französischer Schüler:innen-Austausch zum Kriegsende
Lokalzeit Münsterland. 08.05.2025. 02:35 Min.. Verfügbar bis 08.05.2027. WDR. Von Brigitte Lieb.
80 Jahre nach Kriegsende: Warendorfer Schüler besuchen Normandie
Stand: 08.05.2025, 19:37 Uhr
80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs besuchen Schülerinnen und Schüler aus Warendorf den Omaha Beach in der Normandie. Ein historischer Ort, an dem das Kriegsende seinen Anfang nahm.
Von Brigitte Lieb
Seit Anfang der Woche schon sind 20 Schülerinnen und Schüler des Mariengymnasiums in Warendorf für einen Austausch im französischen Étrépagny. Der Austausch findet zu einem besonderen Zeitpunkt statt. Denn heute, am 8. Mai, jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 80. Mal.
Aus diesem Anlass hat sich der Schüleraustausch heute auf dem Weg zum Omaha Beach gemacht. Hier begann gewissermaßen das Ende des Krieges. Nach zweieinhalb Stunden Busfahrt geht es zuerst in ein Museum mit Uniformen, Gegenständen und Fahrzeugen der US-Soldatinnen und -soldaten, die damals hier gelandet sind.
"Ein komisches Gefühl zu wissen, was hier vor 80 Jahren passiert ist"

Ein historischer, bewegender Ort
Danach geht es für die Schülerinnen und Schüler rüber zum Strand. "Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, was hier vor 80 Jahren passiert ist", sagt Marie Sendfeld. Auf den ersten Blick sieht der Omaha Beach für sie wie ein ganz normaler Strand aus, an dem Menschen mit ihren Hunden spazieren gehen.
Je länger sie mit ihren Mitschülern hier ist, merkt sie, wie besonders es hier ist. Ein Ort mit vielen Flaggen, Denkmälern und einem großen Friedhof, auf dem hunderte amerikanische Soldaten liegen.
Vor dem Ausflug viel Theorie im Unterricht
Im März haben die deutschen und französischen Schülerinnen und Schüler in Warendorf eine theoretische Grundlage für den Ausflug in die Normandie erarbeitet, haben dabei verschiedene wichtige Begriffe in beide Sprachen übersetzt und über die wichtigsten Ereignisse der gemeinsamen Geschichte gesprochen.
Marie hat schon oft mit dem Zweiten Weltkrieg im Unterricht zu tun gehabt: "Das ist auch manchmal etwas anstrengend." Fehlendes Interesse bedeutet das bei ihr allerdings nicht. "Ich finde es einfach wichtig, dass man sich mit dem Krieg beschäftigt. Jeder sollte wissen, was unsere Vorfahren gemacht haben."
Der D-Day: Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg

Die Landung der Alliierten am 6. Juni 1944
Die Invasion der Alliierten in der Normandie begann am Abend des 6. Juni 1944 und war eine lang geplante Operation. Die Küste wurde in mehrere Abschnitte unterteilt. Einer davon war Omaha Beach.
Mehr als 34.000 amerikanische Soldaten gingen hier an Land, allein an dem Tag starben etwa 2.400 unter deutschem Beschuss. Der D-Day, abgekürzt für Decision Day (Tag der Entscheidung), ging in die Geschichte als endgültiger Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg ein.
Urgroßvater war Sanitäter bei der Wehrmacht
Die 14-jährige Marie hat, wie viele andere Mitschülerinnen und Mitschüler, Vorfahren, die bei der Wehrmacht gedient haben. Ihr Urgroßvater war Sanitäter und für die medizinische Betreuung eines Oberst verantwortlich. Kurz vor Kriegsende nahmen die Franzosen ihn für einige Tage in Gefangenschaft.

Marie Sendfeld
Kennengelernt hat Marie ihren Uropa nie, aber ihre Oma hat ihr alles erzählt, was sie seinerzeit herausfinden konnte. Wirklich oft habe er nicht über den Krieg gesprochen, doch die Familie ist sich sicher, dass er kein überzeugter Nationalsozialist war:
"Wenn er über seine Zeit in Gefangenschaft geredet hat, hat er den Franzosen nie Vorwürfe gemacht, sondern er hat es akzeptiert und gesagt, es ist verdient gewesen", sagt sie.
Obwohl Marie Fotos und Erzählungen über ihren Uropa kennt, fühlen sich die familiären Verbindungen zum Krieg weit weg an.
Ich kann nicht sagen, dass ich eine direkte Verbindung spüre, aber es ist so, dass die nächste Generation keine Zeitzeugen hat. Wir müssen dann gucken, dass wir die Erzählungen, die wir noch haben, weitertragen. Marie Sendfeld, 14 Jahre
Frieden und Freundschaften
Von ihrem deutsch-französischen Austausch nehmen Marie und ihre Mitschülerinnen und Mitschüler eine Menge mit. "Am beeindruckendsten finde ich, dass wir jetzt als Freunde diesen Ort besuchen. Vor 80 Jahren konnte sich das, glaube ich, noch keiner vorstellen."
Unsere Quellen:
- Mariengymnasium Warendorf
- Familie Sendfeld
- Bundeszentrale für politische Bildung
- Das Bundesarchiv
Über dieses Thema berichten wir am 08.05.2025 auch im WDR Fernsehen: Lokalzeit Münsterland, 19:30 Uhr.