Fast vierzig Jahre im Wald: Ruhestand für Chef-Förster

Stand: 28.04.2022, 07:04 Uhr

Der oberste Förster im Münsterland geht in den Ruhestand. Heinz-Peter Hochhäuser leitete 14 Jahre lang das Regionalforstamt Münsterland. Mit Blick auf den geschädigten Wald geht er mit teils gemischten Gefühlen in Pension.

Von Markus Wollnik

Eins steht aber fest: Wenn der 65-Jährige mit Hündin Hedda spazieren geht, dann wird er nie ganz vom Wald loskommen. Immer gibt es was Interessantes zu entdecken. Er sieht Leben am Stamm oder auch Schäden in der Krone, wo andere nur Bäume sehen. Seine Frau könne das richtig nerven, schmunzelt Hochhäuser, der in Horstmar im Kreis Steinfurt wohnt.

Anfangs ist das Waldsterben Thema

Als Hochhäuser nach dem Studium Mitte der 80er Jahre in den Forstdienst eintritt, gibt es ein großes Thema: Das Waldsterben und den sauren Regen. "Im Rückblick medial vielleicht ein bisschen zu hochgepusht", wie er heute findet. Allerdings sei aufgrund des öffentlichen Drucks auch tatsächlich eine Menge gegen Schadstoffeinträge getan worden - wie die Einführung des Katalysators oder die Rauchgasentschwefelung von Kraftwerken, gegen Widerstände der Industrie.

"Wenn ich etwas gelernt habe in all den Jahren, dann, dass Wald im ständigen Wandel ist." Heinz-Peter Hochhäuser, Oberster Förster im Münsterland

Der saure Regen ist jedoch auch noch Jahre später im Waldboden gespeichert. Hochhäuser - inzwischen Oberforstrat in Steinfurt - organisiert dagegen zusammen mit Privatwaldbesitzern Kalkungen aus der Luft per Hubschrauber - bis heute gängige Praxis in vielen Gegenden des Münsterlandes mit übersäuerten Waldböden.

2003 erste Hinweise auf Klimawandel

2000 wird Heinz-Peter Hochhäuser Leiter des Fortsamts Steinfurt und als solcher berät er die vielen Waldbesitzer in der Region. Immerhin 80 Prozent des Waldes hier sind in Privatbesitz. Bei Beratungen und Inspektionen im Staatsforst fällt Hochhäuser 2003 zum ersten Mal auf, welche gravierenden Schäden der Klimawandel im Wald anrichtet. Zunächst sind es ältere Laubbäume, die unter Sommertrockenheit leiden und viel zu früh ihre Blätter abwerfen. Später folgen auch jüngere.

Hinzu kommen dann auch noch Stürme, wie 2007 Kyrill und später der Sturm Friederike. Innerhalb kürzester Zeit müssen riesige Mengen Sturmholz vermarktet werden. Für die Mitarbeiter im Regionalforstamt Münsterland sehr herausfordernde Zeiten.

Sorgen wegen Sturm, Dürre und Schädlingen

In den vergangenen Jahren kam noch der starke Borkenkäferbefall der Fichten hinzu. Im Teutoburger Wald sind riesige Kahlstellen entstanden. Der oberste Förster im Münsterland sorgt sich aktuell: "80 Prozent unserer Einschläge sind bedingt durch Sturm, Dürre oder Schädlinge. Die Gefahr ist, dass wir die normalen Durchforstungen vernachlässigen." Denn genau diese Maßnahmen seien nötig, um künftig einen klimastabilen Wald mit großen Kronen zu haben.

Neue klimastabile Mischwälder entstehen

Aber es gibt auch erste Erfolge: Auf ehemaligen Kahlflächen, auf denen Kyrill und Friederike kaum einen Baum stehen ließen, wachsen nun keine Monokulturen mehr, sondern gesunde Mischwälder - teilweise mit neuen Baumarten wie Douglasien und Lärchen.